Die Muttererde, der Mutterboden


Barbara Kochauf widmet diesen grandiosen Artikel über den Mutterboden oder Muttererde, wie er auch heißt unserer Mutter Erde.

Absolut alle Menschen sind vom Mutterboden abhängig. Relativ viele Menschen behandeln den Mutterboden schlecht.

Bestenfalls aus Unwissenheit, schon schlimmer – aus Gleichgültigkeit, im schlimmsten Fall wird unser Erdboden bewusst belastet, kontaminiert, geschädigt, vergiftet, aufgerissen, ausgebeutet, plattgewalzt, zerstört. Oder man beseitigt ihn gleich ganz. Denn momentan hat man den Eindruck, als würden Städte und Gemeinden um die Wette betonieren, asphaltieren und versiegeln, als gäbe es kein Morgen!

Der Bodenreport 2023 von WWF hat errechnet, dass zwischen 2019 und 2021 in Österreich pro Tag unglaubliche 11,3 Hektar Boden für Straßen, Einkaufszentren, Gewerbegebiete, Parkplätze, Wohnsiedlungen verbaut werden (wir haben hier darüber berichtet). Erwähnenswert dabei ist auch, dass diverse Boden versiegelnde Entscheidungsträger unsere schöne Steiermark doch tatsächlich auf den 1. Platz unter allen Bundesländern gebracht haben! Also hoch vom Dachstein an geht es schon los mit dem Beton, auch aktuell gibt es dort eine Baustelle auf 2700 m Seehöhe.

Die kleinen Änderungen im Raumordnungsgesetz, von Politikern als großer Wurf gepriesen, zeigen kaum Wirkung und spotten jeglicher Nachhaltigkeit, der Bodenverbrauch geht munter weiter, während in Städten, in Gemeinden das Zentrum verödet und viele Geschäfte, Wohnungen, ehemalige Einkaufszentralen leer stehen. Laut dem WWF ist in Österreich bereits eine Fläche von knapp 576.900 Hektar produktiver Böden verlorengegangen.

Durch diese hohe Bebauungs- und Versiegelungsdichte leidet die heimische Artenvielfalt, Ernährungssicherheit wird reduziert, Überschwemmungen forciert, im Boden gespeichertes CO2 wird freigesetzt, die Klimakrise weiter vorangetrieben … Aber zurück zu unserem Mutterboden:

Was ist „Mutterboden“, auch Muttererde, Oberboden, Ackerkrume genannt?

Es ist die oberste und fruchtbarste, langsam gewachsene Schicht unseres Erdbodens. Ohne sie gibt es kein Pflanzenwachstum, sie ist weich, fruchtbar, speichert Wasser und Kohlenstoff. Sie enthält Sand, Ton, Schluff, Humus (Gesamtheit der fein zersetzten organischen Substanzen eines Bodens), hohe Anteile von Nährstoffen und gelösten Mineralstoffen, Stickstoff – und ist pures Leben, sie kann durch Blumenerde, die meist gesiebt, mit Dünger und vielleicht sogar mit Torf angereichert ist, nur unzureichend ersetzt werden.

Eine Handvoll Erde enthält fast 8 Milliarden Lebewesen, angefangen bei Käfern, Würmern, Spinnen über Asseln, Vielfüßlern bis zu Pilzen und Bakterien. Vorausgesetzt es ist eine Handvoll gesunder Erde, um die man sich gut kümmert, der man auch gibt und von ihr nicht nur nimmt. Und wenn jetzt die Frage auftaucht „Um die Erde kümmern? Was soll denn das sein? Wie soll das gehen?“, dann bitte schnell weiterlesen.

Der Mutterboden ist unser aller Lebensgrundlage

Eine unglaublich wertvolle Ressource, über mehrere 1000 Jahre natürlich gewachsen, die unser Überleben und Fortbestehen sichert. Auch eine ertragreiche Landwirtschaft wäre ohne gesunde Muttererde nicht möglich.

Sie ist allerdings durch eine Vielzahl von Faktoren gefährdet, traurigerweise die meisten von uns Menschen verursacht.

  • Erosionen: Wasser, Eis, Wind können die oberste dünne Bodenschicht mit sich tragen, vor allem wenn sie unbewachsen ist, sich riesige flache Äcker ohne Windschutz aneinanderreihen oder in steilem Gelände; immer häufiger auftretende Starkregenereignisse tun ihr Übriges und können die obersten Erdschichten wegschwemmen. Sie führen zum Verlust von fruchtbarer Erde.   
  • Schad – und Giftstoffe: Verseuchung des Mutterbodens durch unsachgemäße oder illegale Mülldeponien, Industrieabfälle, Immissionen aus dem Verkehr. Kontamination und Verunreinigung des Bodens mit diversen Schadstoffen beeinträchtigen ihn stark in seiner Funktionsfähigkeit, es kommt zur Gefährdung von Pflanzen, Tieren, Menschen, Grundwasser. Diese Stoffe werden im Boden gespeichert, Sanierungen sind in der Theorie möglich, aber oft undurchführbar wegen Arbeits- und Kostenintensivität, die Schäden werden dann als irreversibel eingestuft, dieser Boden ist für die Landwirtschaft verloren. Viele Schadstoffe gelangen auch in die Nahrungskette und damit schlussendlich als letzte Station in den Menschen!
  • Kunststoffe: ein großer Teil des Plastikmülls landet im Boden, als Mikroplastik ist er unentfernbar, seine löslichen Inhaltsstoffe können von Pflanzen aufgenommen werden – Endstation sind ebenfalls wir!
  • Pflanzenschutzmittel, Pestizide, chemischer Kunstdünger, Schwermetalle gelangen leider ebenfalls oft im Übermaß in unsere Böden und schädige die Bodenlebewesen massiv.
  • Monokulturen: sind schwere Bürden für die Ackerflächen, Humusgehalt, biologische Aktivität, Bodenlebewesen, Artenvielfalt – alle am absteigenden Ast
  • Bodenversiegelung: Riesige Asphalt- und Betonflächen, gepflasterte Umgebung und auch die sogenannten Schottergärten machen dem Mutterboden endgültig den Garaus
  • Militärische Kontamination: Aufgrund des Krieges in unserer Nachbarschaft muss man auch seine Folgen für einst fruchtbare Böden erwähnen. Ob Sprengstoffe, TNT, Quecksilber, Blei, Uran oder chemische Kampfmittel – alles bleibt langfristig im Boden.

Humusaufbau = Klimaschutz!

Eine ertragreiche Landwirtschaft und damit unsere gesamte Ernährung gäbe es ohne einen gesunden stabilen Mutterboden nicht. Da er auch CO2 aus der Atmosphäre speichert, ist er eine wichtige Säule im Kampf gegen den Klimawandel. Und es findet schon mancherorts ein Umdenken statt. In der Ökoregion Kaindorf gibt es bereits ein Projekt zum Humuswiederaufbau für Ackerflächen. Nachzulesen auf oekoregion-kaindorf.at

Aber nun ab in den Garten, denn wenn wir schon die aufgezählten Schädigungen der Muttererde weltweit kaum beeinflussen können – in unserem Garten haben wir es selbst in der Hand, unseren Boden zu verwöhnen und ihm alles zukommen zu lassen, was ihm guttut – und damit auch gleichzeitig wieder uns selbst.


Die Erde im Garten ist springlebendig, und es ist gar nicht so schwierig und aufwändig, dafür zu sorgen, dass dies so bleibt. Wenn wir einige der folgenden Tipps umsetzten, werden wir unseren Boden dauerhaft gesund erhalten, unsere wichtigsten Helfer in der Erde, all die kleinen Tierchen und Mikroorganismen, stärken und auch noch eine Spitzenernte einfahren! Also gemma s an! 😊  

Je mehr Leben in unserem Gartenboden vorhanden ist, desto gesünder und fruchtbarer ist er auch. Diese ganzen Bodenlebewesen, die ja essentiell für Humusaufbau und Fruchtbarkeit sind, wie können wir sie fördern?

Nun, ganz einfach – indem wir sie gut füttern!

Also den Boden im Gemüsegarten, im Hochbeet, zwischen Stauden und Beerensträuchern, in Blumenrabatten immer gut bedeckt halten – mit diversen Mulchmaterialien wie Grasschnitt, Heu, Stroh, Laub, Schafwolle, Holzhäcksel, Biofaser.

Im Frühling Kompost oder Mist verteilen, auch Hornspäne und Urgesteinsmehl sind bei unseren Helfern im Beet sehr beliebt.

Ein heißer Tipp – verwendet auch die Blätter von Brennnessel und Beinwell / Comfrey als Mulchmaterial, sie bringen noch eine Extraportion Mineralstoffe ins Beet.

Jede Mulchschicht wirkt zudem wie eine schützende Decke, die Nahrung, Wärme und Schutz für Mikroorganismen, Würmer, Asseln und alle anderen Tierchen bietet.

Sie speichert Feuchtigkeit im Boden, verhindert eine rasche Verdunstung, in Zeiten des Klimawandels mit immer heißeren, trockeneren Sommern unglaublich wichtig. Zudem unterdrückt sie lästige Beikräuter – wir ersparen uns häufiges Jäten.

Beete nicht umstechen, nur mit der Grabegabel lockern, außer die Erde ist so derb und verdichtet, dass es nicht anders geht.

Im Herbst auf allen freien Beeten Gründüngung ansäen, dafür eignet sich z. B. Phacelia = Bienenfreund, Buchweizen, Lupinen oder Senfsaat, die Pflanzen wachsen schnell, bedecken die Erde und lockern sie mit ihren Wurzeln. Oder die Beete noch schnell mit dem letzten Rasenschnitt bedecken. Unsere unersetzbaren Gartenhelfer im Boden verwerten und zersetzen diese Grünmasse oder die Reste der Pflanzen und wandeln sie in den für uns so wertvollen Humus um. Die darin enthaltenen Nährstoffe sind somit der Dünger für unser Gemüse, das wir im nächsten Jahr anbauen. Wir können im laufenden Gartenjahr alle Gemüsereste wie das Grün von Karotten, Radieschen, Kohlrüben und ähnliches, nicht so schöne Salat- oder Krautblätter, gleich im Beet verteilen (vielleicht ein wenig kleiner zupfen), ausgegeizte Paradeistriebe unter den Pflanzen liegen lassen (außer sie sind krank!), alles ist ein Energieboost für das Leben im Untergrund und kommt wieder uns zu Gute.

Auch wenn man einen sehr schlechten, ausgelaugten Gartenboden hat, kann man mit diesen Maßnahmen die Muttererde stärken, die Fruchtbarkeit steigern und die Bodenlebewesen unterstützen.

Ein weit verbreiteter Irrtum ist es, durch regelmäßige Kunstdüngergaben einen größeren Ertrag erzielen zu wollen. Anstatt einen nachhaltig fruchtbaren Boden zu erhalten, reduziert man durch chemische Düngemittel nachhaltig die meisten Lebewesen im Boden. Auch auf chemische Spritzmittel sollte man verzichten.

Wenn wir statt düngen ernähren oder Boden aufbauen sagen, trifft es den Grundgedanken dahinter eigentlich besser und ändert vielleicht auch unser Bewusstsein.

Durch alle natürlichen organischen Materialien, die wir auf den Boden aufbringen, (er)nähren wir ihn, damit er uns ernährt – ein wunderbarer, sich Jahr für Jahr wiederholender Kreislauf des Lebens.

Weitere dazupassende Links:

Quellen:

  • https://de.wikipedia.org/wiki/Mutterboden
  • Angelika Ertl: Das große Boden ABC
  • www.plantura.at
  • oekoregion-kaindorf.at

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3 Kommentare:

  1. Als Oma for Future bin ich froh über jede Inititive die unsere Mitwelt gesund erhält !

  2. Als Oma for Future bin ich froh über jede Beitrag der zum Mitgestalten ermuntert und nachhaltig für unser Wohlergehen sorgt.

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