Gerade noch in der Hitze des Sommers schwitzend, flattert uns schon das Laub um die Ohren. Ob in großen Gärten oder kleinen, überall liegt bereits eine Fülle von Blättern herum, Aufmerksamkeit heischend raschelnd, und täglich werden es mehr – wohin damit?
Stöhnen wir nicht darüber, sondern freuen wir uns über einen fabelhaften Rohstoff, den uns die Natur jedes Jahr zum Nulltarif praktisch vor die Haustür liefert. Gleich erfährt ihr hier über zahlreiche Verwendungsmöglichkeiten, doch zuerst:
Warum werfen Bäume überhaupt im Herbst ihre Blätter ab?
Ein Baum verdunstet über seine Belaubung ständig Wasser, das er mit seinen Wurzeln aufnimmt. In der warmen Jahreszeit kommt es dadurch zu einem starken Verdunstungseffekt, der eine angenehme Abkühlung in der Umgebung des Baumes bewirkt. Bei Kälte allerdings gefriert der Boden und der lebensnotwendige Wassernachschub ist nicht mehr möglich. Der Baum droht zu verdursten und zu vertrocknen. Durch das Abwerfen der Blätter wird weitere Verdunstung und der damit verbundene Verlust von Wasser stark eingeschränkt. Den Startschuss dazu geben abnehmende Tageslängen und fallende Temperaturen.
Die herrlichen Farbtöne, gelb, orange, rot in allen Schattierungen, die wir automatisch mit dem Herbst assoziieren, ergeben sich durch den Abbau von Nährstoffen und der Verlagerung von Mineralstoffen in Stamm und Wurzel. Der Baum bereitet sich damit auf den Winter vor, auch einer möglichen Schneelast kann laublos besser standgehalten werden.
Also, jetzt gemma’s aber an, alles zusammenrechen, einsammeln, wegbringen, gleich auch dem ganzen Garten einen akkuraten Schnitt verpassen, damit er picobello und tadellos aufgeräumt den Winter erwartet …
Nein – so nicht!!
Früher war es durchaus üblich, im Herbst den Garten noch so richtig durch zu putzen, aber Aufräumen wird ja generell überbewertet 😉. Wenn jemandem sein Naturgarten wirklich am Herzen liegt, dann sollte er oder sie erst im Frühjahr alles Vertrocknete, Abgestorbene entfernen. Viele Insekten, Kleintiere, Amphibien finden zwischen Laub, Stängeln, Blättern und Stauden Unterschlupf, Winterquartier und Nahrung. Wildbienen freuen sich über trockene Stängel, Samenstände dienen als Vogelfutter. Alles Liegengebliebene wird von Bodenlebewesen zu wertvollem Humus umgewandelt, die leicht zugänglichen Nährstoffe kommen wieder den Pflanzen zugute – wozu also unsere Anstrengung, alles wegzuschaffen?
Nun zu der vielseitigen Verwendbarkeit von Laub:
Mulchen
Ein Teil der Blätter kann gleich zwischen den mehrjährigen Stauden, auf den Gemüsebeeten und in den Hochbeeten liegen bleiben (Laub von Eiche und Nussbaum besser nicht). Unter Sträuchern und Bäumen ist diese natürliche Mulchschicht ebenfalls ideal, die auch als Kälteschutz dient und in trockenen Wintern die Feuchtigkeit besser im Boden hält. Einfach das umliegende Laub unter Hecken und Sträucher rechen.
Wenn der Rücken zu sehr schmerzt, um große Mengen Laub zusammen zu rechen, kann man sich mit dem Rasenmäher behelfen. Dadurch werden die Blätter zerkleinert und mit Rasenschnitt vermischt, so verrotten sie leichter und können schneller zu Humus umgewandelt werden. Um kleinen Tierchen, die sich im Laub verstecken, eine Chance zum Entkommen zu geben, könnte man die Blätter vorher noch zu lockeren Reihen zusammenziehen.
Tipp:
- Erdbeeren gedeihen gut mit einer Mulchschicht aus Buchenlaub, ev. aus dem Wald holen
- wenn man im nächsten Jahr wieder auf einer schönen grünen Wiese sitzen möchte, Laub an diesen Stellen entfernen, das Gras darunter stirbt ab
Winterschutz
Laub isoliert und schützt vor Frost. Empfindlichen Pflanzen wie z. B. Oliven- und Feigenbäumchen oder auch Rosen ein Schutzmäntelchen aus Laub verpassen. Dazu um den Stamm eine Umzäunung mit einem niedrigen Gittergeflecht aufstellen. Den so entstandenen Raum zwischen Stamm und Gitter dicht mit trockenem Laub anfüllen, obendrauf mit einigen Ästen gegen Herbststürme absichern.
Unterschlupf für Igel und andere Tiere
An einer geschützten Stelle im Garten einen Laubhaufen aufschichten, für besseren Halt auch immer wieder ausreichend Äste und Zweige dazwischen einbauen. Das Laub sackt sonst zu einem festen Packen zusammen. Einen igelgroßen Eingang mit Holzbrettchen oder einem bodenlosen Tontopf einpassen, ev. oben noch mit einem Brett abdecken – fertig. Nicht nur Igel nehmen diese Überwinterungshilfe gerne an. Auch andere Tierchen, Insekten, Larven, Käfer machen es sich während der kalten Jahreszeit hier gemütlich und sind im nächsten Jahr wieder als nützliche Gartenhelfer zur Stelle.
Kompostieren
Geeignet ist jede Laubart, wobei Buche, Haselnuss, Apfel, Esche schneller verrotten; Eiche und Walnuss viel Gerbstoffe enthalten, nur langsam abgebaut werden und eine saure Komposterde bilden. Habt ihr viel Eichen- oder Nusslaub zur Verfügung, könnt ihr es getrennt kompostieren und eine ideale Erde für Moorbeetpflanzen und Heidelbeeren herstellen.
Tipps für das Kompostieren:
- je kleiner die Teile, desto leichter verrotten sie
- Kompost sollte nie zu trocken sein, bei wenig Niederschlag immer wieder mal eine Gießkanne Wasser drüberleeren
- kleinere Mengen einfach zum normalen Kompost geben
- große Mengen könnt ihr extra kompostieren, aber immer mit Rasenschnitt, Gesteinsmehl, Hornspänen oder Tiermist (Hühner, Pferde) vermischen; warmes Wasser zum Befeuchten und Abdecken mit Vlies beschleunigen den Verrottungsprozess
Gestaltung eines neuen Beetes
Falls ihr plant, im nächsten Jahr ein neues Blumen- oder Gemüsebeet anzulegen, kann man im Herbst schon einige Vorarbeit dazu leisten und das Beet entsteht über den Winter praktisch von selbst. 😊 Eine dicke Laubabdeckung verwandelt ein einfaches Rasenstück in ein einsatz- und einsetzbereites Beet – und so geht’s:
Große Mengen Laub vermischt mit Rasenschnitt auf der gewünschten Fläche sehr großzügig ausbringen, kann gut 25 – 30 cm hoch sein. Mit Ästen beschweren, damit der Wind nicht alles zum Nachbarn bläst. Falls es sehr trocken ist, öfter mal mit Wasser befeuchten. Bis zum Frühling ist die Vegetation darunter abgestorben, Boden etwas auflockern und schon ist das neue Beet startklar. Will ich Pflanzen setzen, reicht es, kleine Vertiefungen oder Gräben in der Erde für sie zu machen und die restliche Laubschicht gleich als Mulch zu belassen. Ist der Frühling dann allerdings sehr feucht, sollte man ein wachsames Auge auf die Schnecken haben oder die Schicht sicherheitshalber gleich entfernen.
Laub als Einstreu
In Tierställen kann man trockene (!) Blätter als Streu verwenden, besonders Hühner scharren sehr gerne darin herum. Walnusslaub wird außerdem eine antibakterielle, pilzhemmende und Milben abwehrende Wirkung nachgesagt. Früher wurden von Bauern große Fuhren trockenen Laubes im Wald zusammen gerecht (Streu rechen), daheim geschützt gelagert und als Einstreu im Kuh-, Ziegen- oder Hühnerstall verwendet.
Dekoration
Zu guter Letzt ist Laub mit seinen leuchtenden Farben ein wunderbares Deko- und Bastelmaterial. Bei einem raschelnden Waldspaziergang mit den Kindern Blätter aller Art sammeln, die daheim zu Bildern oder Collagen geklebt werden. Leuchtend gelbe Ginkgoblätter dicht an dicht auf einen Drahtreif fädeln und aufhängen, Mobiles und Mandalas aus Blättern gestalten. Da sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt.
Laub soweit das Auge reicht – eine Gabe der Natur mit großem Potential!
Zuletzt noch ein Appell, bitte keine Laubsauger zu verwenden. Sie saugen mit immenser Geschwindigkeit nicht nur das Laub ein, sondern auch alle Tierchen und Kleinstlebewesen, die sich zwischen den Blättern aufhalten. Käfer, Spinnen, Asseln, Würmer sind dem tödlichen Sog hilflos ausgeliefert. Diese Geräte schaden der Umwelt und zudem der Gesundheit durch Lärm und Schadstoffe. Laubsauger und Laubbläser sind übrigens seit Herbst 2013 im gesamten Grazer Stadtgebiet verboten. Mehr dazu hier.
Quellen:
- wikipedia
- Monty Don: Genial Gärtnern
- www.nabu.de
- www.sonnenerde.at: ErdGeflüster (das Online-Magazin von Sonnenerde)
Fotocredits (wenn nicht anders angegeben): © Barbara Kochauf – Nachhaltig in Graz
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Dieser Beitrag erschien erstmals am 2. Oktober 2022 und wurde zuletzt am 14.10.2023 aktualisiert.
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