Die Schwammstadt

Ein Schwamm im Untergrund für klimafitte Städte

Die Erderhitzung bringt neben heißen, trockenen Sommermonaten immer mehr Hitzetage und Tropennächte mit sich. Zusätzlich werden lokal auftretende Starkregenereignisse häufiger, die Kanalsysteme überlasten und Überflutungen verursachen. In einem wärmeren Klima dauert außerdem die Vegetationsperiode länger. Im Frühling treiben Pflanzen früher aus und die Winterruhe erfolgt später. Damit entnehmen die Pflanzen den Böden über einen wesentlich längeren Zeitraum Wasser. Für diese Folgen des Klimawandels müssen Städte und Gemeinden jetzt Strategien entwickeln. Die Schwammstadt ist eine davon, die auch in Graz schon an immer mehr Standorten Anwendung findet.

Leonhardgürtel: Altbestand der Bäume (links) und Neupflanzungen (rechts)

Die Schwammstadt

Eine Schwammstadt oder auch Sponge City genannt, verfolgt das Ziel, Niederschlags- und Oberflächenwasser nicht nur zu kanalisieren und abzuleiten, sondern es vor Ort aufzunehmen und zu nutzen. Überflutungen können damit verringert werden, das Stadtklima verbessert sich und die Stadtbäume haben bessere Chancen auf ein langes Leben. Die Schaffung von zusätzlichem Raum für Niederschlagswasser entlastet das Kanalsystem und das Wasser steht den Bäumen auch in Trockenperioden zur Verfügung.

Die Funktion der Bäume

Viele Bäume werden im städtischen Raum zur Minderung der Auswirkungen des Klimawandels und der Erderhitzung gepflanzt. Allerdings müssen Bäume eine große Krone entwickelt haben, bevor sie ihr volles Potenzial entwickeln können. Das dauert ca. 30 Jahre, doch Bäume in der Stadt überleben oft nicht solange, denn die Bedingungen der Stadt bereiten ihnen des Öfteren ein frühes Ende. Zu kleine Baumscheiben, Bodenverdichtung, ein mit Schadstoffen belastetes Wasser und zu wenig Platz im Untergrund sind nur einige der Gründe, warum es Bäume in der Stadt nicht leicht haben, zu überleben.

Das Schwammstadtprinzip ist eine alternative Methode, mit der im Untergrund mehr Platz für das Wurzelsystem der Bäume geschaffen wird. So sollen Bäume gesund bleiben und groß genug werden, damit sie künftig ihre vielen wichtigen Funktionen erfüllen können. Das sind z. B. Windschutz, Sauerstoffproduktion, das Filtern von Feinstaub, Abkühlung, Schattenwirkung, Lebensraum für Tiere – und somit wichtig für die Biodiversität. Die Bäume entziehen außerdem ihrer Umgebung fühlbare Wärme und erhöhen die Luftfeuchte. Die Umgebungstemperaturen werden als geringer empfunden. Deshalb zählen gesunde Bäume auch zu den wirksamsten Mitteln gegen Hitzeinseln in der Stadt.

Das Schwammstadtprinzip

Im Untergrund brauchen die Bäume zwar mehr Platz für ihre Wurzeln, an der Oberfläche reicht jedoch wenig Raum aus. So sind Bäume auch in der dicht verbauten Stadt platzsparend. Mithilfe des Schwammstadtprinzips beschädigen Ihre Wurzeln auch keine Straßenbeläge und Leitungen, da sie im Untergrund genügend Wurzelraum finden. Dieser Raum sollte mindestens 36m³ pro Baum betragen.

3:0 Landschaftsarchitektur

Die Konstruktion

Ein Skelettgerüst aus Grobsplitter leitet die Belastungen in den Untergrund ab. In den großen Hohlräumen dazwischen versorgt ein Feinsubstrat aus mineralischen und organischen Bestandteilen die Bäume. Durch die groben Poren dringen Luft und Wasser ein und werden im Boden verteilt. Die feinen Poren fangen das Wasser auf und machen es für Pflanzen verfügbar. Die Wurzeln der Bäume werden somit auf lange Sicht mit Luft, Wasser und Nährstoffen versorgt.

Verfügbares Wasser

Niederschlagswasser kann direkt in der Schwammstadt eingeleitet, an Bodenpartikel gebunden und gespeichert werden. Überschüssiges Wasser versickert oder wird abgeleitet. Schadstoffbelastetes Straßenwasser wird zuvor durch durchwachsene und durchlässige Böden gefiltert.

Video zum Schwammstadtprinzip in Graz

Beispiele in Graz

Am Platz vor dem Lendhotel und in der Eggenberger Allee wurden bereits 2018 Bäume nach dem Schwammstadtprinzip gepflanzt. Im Zuge der Entwicklung der Reininghausgründe wurden 2019 in der Alten Poststraße Bäume nach dem selben Prinzip gepflanzt. 2020 folgten die Baumpflanzungen am Leonhardgürtel. Auch in der Smart City, am Kaiser-Josef-Platz, auf den Reininghausgründen, in der Köflachergasse, in der Waagner-Biro-Straße und am Bertha-von-Suttner-Platz kam das Schwammstadtprinzip zur Anwendung. Beim Vergleich der Baumstämme ergab sich nach drei Jahren bereits ein größerer Stammumfang von mehreren Zentimetern. Die Blattfarbe und Kronendichte sowie der jährliche Zuwachs sind bei den Bäumen nach dem Schwammstadtprinzip viel intensiver und das allgemeine Erscheinungsbild lebendiger als das der anderen Bäume.

Die Pflanzung von Bäumen im Schwammstadtprinzip ist Teil des Maßnahmenprogrammes „Grazer Stadtbaum 2020 – 2022“.

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Schwammstadt
https://www.schwammstadt.at/
https://www.graz.at/cms/beitrag/10382508/7969121/Schwammstadt_Graz.html
https://www.graz.at/cms/beitrag/10380304/7969121/
https://original-magazin.at/schwamm-drunter
https://www.relevant.news/schwammstadt-wo-baeume-gluecklich-wachsen/

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