Den Friedhof nachhaltig gestalten

Wie können wir Friedhöfe gestalten, damit sie Naturoasen für vielfältiges Leben bleiben?

Gerade zu Allerheiligen werden als Zeichen der Verbundenheit die Gräber unserer Lieben gepflegt und auf Vordermann gebracht. Blumen, Gestecke und Kerzen werden gekauft und schmücken die Friedhöfe. Die meisten Ruhestätten befinden sich mitten in urbanen Gebieten und bilden einen großen Teil der städtischen Grünflächen. Sie sind oft abgeschirmt von Stadtverkehr und -lärm, somit wertvoller Lebensraum für Tiere und Pflanzen und kühlen unsere Stadt durch das Grün. Es ist daher an der Zeit, auch Friedhöfe nachhaltig zu gestalten und bei der Grabgestaltung nicht nur an unsere lieben Verstorbenen, sondern auch an unsere Nachkommen zu denken.

Hier unsere Tipps für eine nachhaltige Gestaltung für Friedhöfe

Grabgestecke:

  • Regionale Ware nehmen
  • Gestecke selber machen
  • Manche Gestecke werden auch lackiert, damit sie länger halten – bitte wenn, dann nur unlackierte Gestecke nehmen.
  • Langlebige Gestecke bevorzugen, die nicht schon nach wenigen Tagen entsorgt werden müssen
  • Restmüll: Teile, die nicht verrotten (z. B. Steckschwamm, Plastik-Deko, Drähte, Schleifen, …) entfernen und zum Restmüll geben
  • Besser: nur natürliche Materialien verwenden, zB Wurzeln, Zapfen, Moos, Samenkapseln, Bast und Baumwolle; auch Steckschwämme gibt es schon biologisch.
  • Biomüll: Nur Teile, die verrotten, zum Grünschnitt geben
  • Bei Begräbnissen auf Kranzspenden zu verzichten und stattdessen zugunsten karitativer Einrichtungen zu spenden, hilft viel Müll zu sparen

Wildbienenfreundliche & schöne Bepflanzung:

Mit der Grabpflege auch etwas Gutes für Wildbiene & Co tun? Eine naturnahe Bepflanzung des Grabes führt dazu, dass der Aufwand des Gießens und der Pflege sich im Rahmen hält UND gleichzeitig mitten in der Stadt ein Lebensraum für bedrohte Arten geschaffen wird. Insekten lieben zum Beispiel heimische Arten wie die Knäuel-Glockenblume, Beinwell oder den Milchstern. Traditionell auf Friedhöfen übliche Zierpflanzen wie z. B. Stiefmütterchen, Rosen, Nelken, Chrysanthemen, usw. bieten dagegen bei vielen Sorten keine Nahrung in Form von Pollen und Nektar mehr, da Bienen bei gezüchteten, gefüllten Blüten nicht zum Nektar kommen. Daher ist es wichtig, bienenfreundliche Sorten zu kaufen. Am besten auf den Hinweis „bienenfreundlich“ achten oder im Gartencenter nachfragen.

Größere Pflanzen in den Hintergrund setzen, kleinere Pflanzen in den Vordergrund. Bei der Pflanzung den Standort des Grabes (schattig, sonnig, …) mitbedenken.

Geeignete Pflanzen für ein Grab:

Kräuterpflanzen:

Echter Dost (Origanum vulgare)

  • Wuchshöhe: 20-70 cm
  • Lebensdauer: mehrjährig
  • Blütezeit: Juli bis September
  • Pflege: Rückschnitt im Herbst

Auch Lavendel, Rosmarin, Salbei, Thymian oder Myrte riechen gut, brauchen wenig Wasser und Pflege, sind ein Traum für Bienen, Hummeln und Co, und können viele Jahre überdauern. Daher eignen sich Kräuterpflanzen gut, um Friedhöfe nachhaltig zu gestalten.

Blumen:

Berg-Aster (Aster amellus)

  • Wuchshöhe: 50-80 cm
  • Lebensdauer: mehrjährig
  • Blütezeit: Juli bis September
  • Pflege: Rückschnitt im Herbst oder Frühjahr

Begonien und Belagonien sind beispielsweise typische Friedhofsblumen, die den ganzen Sommer blühen. Beim Kauf auf „bienenfreundlich“ und wenn möglich „regional“ achten. Grundsätzlich gilt allerdings auch, dass alles, was viel blüht, auch viel Wasser braucht. Auch mehrjährige Blumenpflanzen sind den Einjährigen vorzuziehen, da sonst mehrmals pro Jahr zahlreiche Blumen angesetzt, dann ausgetauscht werden und schließlich auf dem Müll landen.

Stauden und Sträucher:

Viele Menschen geben an, dass sie keine Zeit haben, das Grab zu pflegen. Daher bieten sich Sträucher, Gehölze und pflegeleichte Bodendecker an. Die tragen teils sowohl Blüten, als auch bunte Früchte, und tragen im Herbst ein schönes Laubkleid.

Damit es das ganze Jahr bei den Gräbern grünt oder blüht, empfiehlt sich ein Mix aus dauerhaften Pflanzen wie Rosenstöcken, Bodendeckern und dazu ein kleinerer Teil an Wechselbepflanzung.

Nichtblühende Pflanzen bieten zwar keine Nahrung für Insekten, dafür aber gute Verstecke für Igel, Hasen und andere Tiere.

Man kann auch die Friedhofsgärtnerei beauftragen, um das Grab dekorativ und insektenfreundlich zu gestalten und zu betreuen. Das kostet zwar Geld, man erspart sich jedoch die regelmäßige Friedhofspflege.

Mehr zu Friedhofspflanzen in unserem eigenen Beitrag: „Zu Allerheiligen an Wildbienen denken

Grablichtautomat mit Kerzen in Plastikverpackung
Grablichtautomat

Kerzen:

Bei Kerzen gibt es schon nachfüllbare Kerzen im Glas. Der Großteil aller Kerzen kommt allerdings in Plastik und wird hauptsächlich aus Paraffin, einem Erdölprodukt hergestellt.
Daher lohnt es sich, Kerzenreste zu sammeln und Kerzen selbst herzustellen.
Batterien von elektrischen Grablichtern unbedingt getrennt sammeln und einem Recycling zuführen. Sie haben im Restmüll nichts verloren.



Auch ausgediente LED-Grablichter muss man aufgrund ihrer Entzündungsgefahr extra abgeben und dürfen nicht im Restmüll entsorgt werden. Abgabestellen in Graz findet man unter anderem beim Ressourcenpark in der Sturzgasse, bei den Feuerwehrwachen Lendplatz und Dietrichsteinplatz sowie beim mobilen Giftmüllexpress.

Allgemein geben wir zu bedenken, ob wirklich durchgehend eine Kerze am Grab brennen muss. Lieber eine bewusst am Abend zum Gedenken zuhause anzünden.

Schnittblumen:

Schnittblumen halten nicht besonders lange und die Produktion schließt sehr oft lange Transportwege, den Einsatz von Pestiziden und einen enormen Wasserverbrauch mit ein. Daher beim Kauf auf das fairtrade oder Demeter Siegel achten. Noch besser ist es, Blumen am Bauernmarkt zu kaufen oder im eigenen Garten oder auf der Wiese zu pflücken. So kommen die Blumen auch ohne Verpackung aus.

Erde:

Um Friedhöfe nachhaltig zu gestalten, braucht man natürlich auch torffreie Erde. Das Torf in vielen Packungen Blumenerde stammt aus Hochmooren, die aber als CO2-Speicher zu den wichtigsten, empfindlichsten und höchst gefährdeten Lebensräumen im Kampf gegen den Klimawandel zählen. Torf führt auch dazu, dass die Böden eher versauern.

Grabsteine, Grabplatten, Kies:

Statt zu viel Stein lieber ein Kreuz und Naturbepflanzung wählen. Mit einem schmiedeeisernen Kreuz kann man auch lokale Kunstschmiede unterstützen. Wenn Stein, dann einen heimischen Stein wählen, der bessere Arbeitsbedingungen und kürzere Transportwege garantiert. Zum Putzen des Steins reicht Wasser und eine Bürste aus, Putz- oder extra Pflegemittel braucht es nicht. (Weißer) Kies rund ums Grab muss schon lange nicht mehr sein, sieht ja auch gar nicht natürlich aus … das Grün darf ruhig bis zum Grab wachsen. Bitte daher auch kein Unkrautvernichtungsmittel verwenden.

Abfalltrennung (und -vermeidung) auch am Friedhof:

Abfallvermeidung geht vor -trennung. Bei Grabschmuck, Gestecken, Kerzen und Blumensträußen Kunststoff vermeiden und auf richtige Mülltrennung achten.

Anfahrt zum Friedhof

Die Dekoration für das Grab lässt sich auch mit den Öffis oder dem (Lasten-)Fahrrad transportieren. Das Auto stehen zu lassen, spart besonders zu Allerheiligen oder anderen Feiertagen Zeit und Nerven.

Tipps für Friedhofsbetreiber, Friedhöfe nachhaltig zu gestalten :

  • Platz für Fahrräder vor dem Friedhof – als Einladung an die Besucher*innen, mit dem Rad zu kommen.
  • naturbelassene statt asphaltiere Wege am Friedhofsgelände
  • Automat mit nachfüllbaren Glaskerzen aufstellen
  • Viele Bänke zum Ausruhen
  • Eine gelungene, klar strukturierte und animierende Müllsammlung und -trennung
  • Pflanzung von heimischen Hecken, um die Artenvielfalt zu fördern
  • Natursteinmauern und wildere Flächen fördern ebenfalls Vögel, Fledermäuse, Igel und andere Kleinsäugetiere
  • Statt Rasenflächen Wildblumenwiesen aussäen – und damit einen Lebensraum für Wildbienen und Schmetterlinge schaffen
  • Keine Pestizide und Unkrautbekämpfungsmittel verwenden
  • Seltener mähen
  • Streuobst pflanzen
  • Nisthilfen anbieten

Ein können ein paar interessante Dokumente heruntergeladen werden:

Weitere Tipps rund ums Thema Friedhof kann man hier nachlesen: www.akn.graz-seckau.at

Dieser Beitrag erschien erstmals am 20. Oktober 2022 und wurde zuletzt am 25.10.2023 aktualisiert.

Quellen:

  • https://www.wir-leben-nachhaltig.at/aktuell/detailansicht/umweltfreundliche-letzte-ruhe/
  • https://www.wir-leben-nachhaltig.at/unsere-tipps/freizeit-feiern/grabgestaltung-und-pflege
  • https://www.projektnachhaltigkeit.renn-netzwerk.de/projektdetailansicht?tx_projektnbewerbung_bewerbung%5Baction%5D=showPublic&tx_projektnbewerbung_bewerbung%5Bcontroller%5D=Projekt&tx_projektnbewerbung_bewerbung%5Bprojekt%5D=503&cHash=4d3ff1196b0f9519aa864326843f80f1
  • Online-Vortrag: https://www.kirchliche-dienste.de/arbeitsfelder/umweltschutz/Naturschutz-auf-Friedhof/Veranstaltungen/2020-10-12-online-vortrag-friedhoefe
  • https://www.umweltberatung.at/kompostierbarer-grabschmuck?
  • https://www.avocadostore.at/wissenswert/nachhaltig-leben/schnittblumen
  • https://www.mein-schoener-garten.de/gartengestaltung/gartenideen/pflegeleichte-grabbepflanzung-mit-bodendeckern-31591#a-314026-welche-vorteile-haben-pflegeleichte-bodendecker
  • Umweltpreis 2019 – Nachhaltige Friedhöfe – Friedhöfe als Orte des Lebens: https://www.katholische-kirche-steiermark.at/einrichtung/195/dioezesanerumweltpreis/article/12498.html

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2 Kommentare:

  1. Vielen Dank für die Tipps zur Grabpflege. Es ist wichtig, dass der Grabstein schön und sauber bleibt und nicht umkippt. Es ist praktisch zu wissen, welche Pflanzen gut passen.

  2. Ich finde es sehr interessant, zu erfahren, wie Friedhöfe nachhaltig gestaltet werden können. Die Idee, recycelte Materialien für Grabsteine zu verwenden, ist umweltfreundlich und ressourcenschonend. Solche Ansätze tragen zur Erhaltung der Natur und zur Schonung der Ressourcen bei. Wir werden für den Grabstein meiner Oma auf einen heimischen Stein zurückgreifen.

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