Die Fichte

Picea abies

Gerade in der kalten Jahreszeit gibt es keinen idealeren Begleiter für unsere Gesundheit als die Fichte, sei es im Wohnraum oder als innerliche und äußerliche Anwendung für uns selbst.

Jeder kennt diesen immergrünen Nadelbaum, der in manchen Gegenden wegen seiner rötlichen Rinde auch Rottanne genannt wird. Ein Erkennungsmerkmal sind die abwärts gerichteten Zapfen und spitze, stechende Nadeln. Er toleriert sehr tiefe Temperaturen, kann 50 – 60 m hoch und bis zu 600 Jahre alt werden (wenn Mensch ihn denn lässt). Die Fichten leben gerne mit verschiedenen Waldpilzen in enger, dauerhafter Lebensgemeinschaft, Mykorrhiza genannt, eine unterirdische Community, von der beide Partner profitieren.

Die Nadeln der Fichte sind reich an Harz, Terpentinöl, Vit. C, ätherischen Ölen, Gerbstoffen und haben unglaublich viele positive Eigenschaften. (Selbstgemachte) Präparate aus Fichtennadeln wirken hustenstillend, schleimlösend, entkrampfend, entzündungshemmend, antiseptisch, entschlackend, beruhigend, stimmungsausgleichend. 

Sie unterstützen bei Husten, Halsentzündungen, Bronchitis (bei Asthma NICHT zu empfehlen!), bei rheuma- und gichtartigen Muskelschmerzen, nervöser Unruhe, Atemwegsinfektionen und Erkältungen.

Die wohltuenden Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig, da sollte doch für jeden was dabei sein,

  • als Salbe;
  • als Räucherwerk (Harz, Nadeln und kleine Späne);
  • Fichtenzweige in der Wohnung verbessern das Raumklima, reinigen die Luft;
  • als Tee (pur oder mit anderen Kräutern kombiniert) kann man ihn aus frischen oder getrockneten Nadeln zubereiten, die getrockneten Nadeln behalten ihren herrlichen Waldduft unglaublich lange, nur daran zu riechen, ist schon eine kleine Aromatherapie. 1 Esslöffel Nadeln mit ½ l heißen Wasser übergießen, nach 5 – 10 min. abseihen und pur oder mit etwas Honig genießen!
  • als Bad – entspannend für Muskeln, Atemwege und Seele;
  • als Hustensirup (Rezepte dazu am Ende des Beitrages);
  • sogar kulinarische Seitensprünge sind möglich: junge kleingeschnittene Fichtenwipferl bringen den Wald in den Salat oder doch lieber süß in flüssige Schokolade getunkt, wie es Karina Reichl in ihrem Buch „Geschenke aus der Natur“ empfiehlt.

Bereits in der vorchristlichen Zeit verkörperten immergrüne Pflanzen wie die Fichte Lebenskraft, auch symbolisiert das Grün die Erwartung des Frühjahrs, für die Germanen war sie Schutzbaum und Hildegard von Bingen beschrieb die starke Heilkraft der aus Fichtenharz gewonnenen Salben gegen Muskel – und Kopfschmerz. Diese selbstgemachte „Pechsalbe“ war früher in jeder Hausapotheke zu finden

Für Klimaschützer sind die Fichten allerdings meist negativ behaftet, da sie in weitläufigen Monokulturen gepflanzt wurden, die man eigentlich nicht mehr als Wald bezeichnen kann, und die natürlichen, widerstandsfähigen Mischwälder verdrängen. Zudem die Fichte als Flachwurzler stark Windbruch-gefährdet und in der Monokultur extrem anfällig für den Borkenkäfer ist, der sich dort explosionsartig vermehren kann. 

Andererseits ist sie DER Brotbaum der Forstwirtschaft, die deshalb große Flächen mit künstlichen Fichtenwäldern geschaffen hat. Die dabei geschätzten Eigenschaften: anspruchslos bei Nährstoffversorgung und Standort, gerader Wuchs, rasches Wachstum und nicht zu vergessen die Qualität des Holzes, das für Papier- und Zellstoffherstellung, Möbelbau, Brennstoff und vieles mehr verwendet wird.

Allerdings werden durch den Klimawandel die für die Fichte geeigneten Standorte knapper, lange Trockenperioden und Hitzewellen versetzen sie zunehmend in Trockenstress, da sie Wassermangel schlecht toleriert. Sie verliert dann schneller ihre Nadeln und hat Forstschädlingen nur noch wenig entgegenzusetzen.

Doch wenden wir uns wieder den heilsamen Gaben zu, die die Fichte für uns bereithält. Im Mai erscheinen zarte, weiche, hellgrüne Triebe, die Fichtenwipferl, aus denen man einen sehr guten Hustensaft machen kann (wer kennt nicht den Maiwipferlsaft?)

Aber Halt! Bevor es ans Wipferl sammeln geht, gilt es noch einiges zu beachten.

  • Es empfiehlt sich, den Waldbesitzer vorher zu fragen.
  • Nur weiche hellgrüne Triebe nehmen.
  • Nicht einen Baum kahl pflücken, sondern kleine Mengen von mehreren Bäumen nehmen.
  • Nur an sonnigen, trockenen Tagen sammeln und gleich verarbeiten.
  • Bäume abseits von Straßen und konventionellen Obstplantagen wählen.
  • Achtung auch bei Fichtenmonokulturen, sie könnten gespritzt und mit chemischen Mitteln behandelt sein.

Maiwipferlsirup

Für den Hustensaft brauche ich ein größeres Schraubglas, gut gesäubert, frisch gepflückte Fichtenwipferl und braunen Zucker.

In das Glas Wipferl und Zucker abwechselnd in 1 – 2 cm hohen Schichten einfüllen, mit Wipferln beginnen, mit Zuckerschicht abschließen, die Wipferl immer wieder gut festdrücken. Glas verschließen und für 4 Wochen in die Sonne stellen. Anschließend noch 4 Wochen im Schatten stehen lassen, Zucker soll sich ganz auflösen. Durch ein feines Sieb abseihen, Material gut ausdrücken, in kleine Flaschen füllen und kühl und dunkel lagern (ich stelle sie in den Kühlschrank). Bei Husten 3 – 4 Esslöffel über den Tag verteilt einnehmen.

Zum Reste verwerten gibt es noch einen Tipp aus dem Buch „Noch mehr Wildfrüchte“ von Elisabeth Mayer. Sie setzt die ausgepressten Wipferlreste, die ja noch viel Zucker und Aroma enthalten, in Apfelessig an; falls zur Hand, rasch noch ein paar frische Nadeln dazu, und stellt die Flasche nochmal für 4 Wochen an einen sonnigen Platz. Nach dem Abseihen hat man einen wunderbaren Waldessig.

Die ätherischen Öle in den Fichtennadeln entfalten sich bei einem herrlich   entspannendem Vollbad besonders gut, man kann sich damit nach einem kalten Tag im Freien etwas Gutes tun. Es lindert Muskelschmerzen, tut den Atemwegen wohl, belebt die Haut, bringt Ruhe und Gelassenheit. Die Wirkung erhöht sich, wenn man sich danach ein Stündchen Ruhe gönnt. Bei Fieber und in akuten Krankheitsstadien sollte man auf keinen Fall ein Vollbad nehmen!!

Fichtennadelbadesalz

  • 500 g Meersalz
  • 1 große Tasse frische Fichtennadeln (ich schneide sie mit einer Schere von den Zweigen, am besten ein größeres Gefäß verwenden, spritzen sonst ausgiebig in der Gegend rum oder es im Freien tun)
  • 1 – 2 Esslöffel Olivenöl

Fichtennadeln in der Küchenmaschine oder Oma’s Kaffeemühle zerkleinern (je feiner desto besser), mit dem Salz gut vermengen und Öl einarbeiten. Das fertige Badesalz in saubere Schraubverschlussgläser füllen, hält mindestens 4 Monate.

Genieße es gleich selbst oder mach einem lieben Menschen damit eine Freude!

Variationen:  

  •  Ich habe das Badesalz auch ohne Zugabe von Öl hergestellt, ebenfalls gut möglich.  
  •  Ist auch wunderbar als Fußbadesalz geeignet.

Vorsicht beim Fichtennadelsalz ist geboten, wenn jemand an Asthma, hohem Blutdruck oder Keuchhusten leidet.

Quellen:

  • Siegrid Hirsch: Die Kräuter in meinem Garten
  • www.waldwissen.net
  • www.phytodoc.de
  • wikipedia

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Fotocredits: Barbara Kochauf

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