Die Suffizienz

Suffizienz als Chance!

Die Suffizienz ist Bestandteil der drei Nachhaltigkeitsstrategien:

  • Effizienz: Besser produzieren, gleicher Nutzen, weniger Energieverbrauch (zB LED statt Glühbirne)
  • Konsistenz: Anders produzieren, mit regenerativen Energien oder wiederverwertbaren Materialien (zB kompostierbares Sackerl statt Plastiksackerl)
  • Suffizienz: Weniger produzieren und konsumieren und damit Energie- und Materialverbrauch begrenzen (zB weg vom Besitzen und hin zum Teilen)

Der Begriff der Suffizienz kommt aus dem Lateinischen sufficere und bedeutet auf deutsch „ausreichen, genügen“. Es steht für das richtige Maß, für einen sparsamen und bewussten Umgang mit Rohstoffen und Energie. Die Suffizienz berücksichtigt dabei planetare Grenzen und natürliche Ressourcen. Sie bemüht sich um einen möglichst geringen Rohstoffverbrauch und zielt (in unserer Konsumgesellschaft) auf eine Änderung der vorherrschenden Konsummuster. Es soll weniger nachgefragt, somit weniger konsumiert werden.

Im Gegensatz zu den eher technikfokussierten Nachhaltigkeitsstrategien der Effizienz und Konsistenz zielt die Suffizienz auf veränderte Handlungsmuster und Konsumverhalten ab. Es geht aber auch um ein trotz Reduktion zufriedenstellendes und gutes Leben für alle.

Warum Suffizienz?

Noch ist nicht allen klar, dass es ohne Änderung unseres Konsumverhaltens nicht gelingen wird, die Klimakrise oder auch andere ökologische Krisen, wie zB das Artensterben erfolgreich zu bewältigen. Die jetzige Energiekrise führt zumindest zu einem ansatzweise spürbaren Umdenken beim Strom-, Gas- und Spritverbrauch. Noch nie zuvor hat man so viele Menschen übers Stromsparen reden gehört. Ja, wenn es auch in der Geldbörse spürbar wird, dann … Aber egal, wir merken, was eigentlich ohnehin ganz locker möglich ist. „Klimaticket ist voll cool und weil das Auto dadurch ohnehin nur noch ungenützt herum steht, könnte man nicht doch gleich Carsharing …?“ Wie viel Strom können wir noch einsparen? Manche betreiben nun schon echte Challenges!

Jedes Teil, das du nicht kaufst, jeder Flug, den du nicht unternimmst, jede Autofahrt, die du nicht machst hilft dabei, die Nachfrage, Produktion und das Angebot zu verringern und Ressourcen zu schonen. Wie du dir vorstellen kannst, ist das Prinzip der Suffizienz mit unserem derzeitigen Wirtschaftssystem des permanenten Wachstums nicht vereinbar. Daher ist eine Postwachstumsökonomie unumgänglich und beinhaltet unter anderem eine Stärkung regionaler und lokaler Selbstversorgungsmuster sowie einen Rückbau industrieller Wertschöpfungsprozesse.

Wir haben fast alle mehr, als wir brauchen. Und uns wird beigebracht, dass das wichtig ist, um die Wirtschaft zu stärken. Aber es macht keinen Sinn zu denken, dass es auf einem Planeten mit begrenzten natürlichen Ressourcen unbegrenztes Wirtschaftswachstum geben kann.

Jane Goodall – Umwelt- & Tierschutzaktivistin
© Jessica Lösch – @schreib_at

Suffizienz heißt daher (nach www.bund-bawue.de):

  • Die Überlegung zuzulassen, dass etwas genug sein könnte.
  • Wohlstand und Wohlbefinden neu zu verstehen und neu zu definieren.
  • Die Begrenzung und Endlichkeit unserer natürlichen Lebensgrundlagen anzuerkennen und konstruktiv damit umzugehen.
  • Offen über Gewinne, Verzichte, Verteilungskonflikte und Verantwortung zu sprechen.
  • Mögliche Einschränkungen zu akzeptieren und neue Freiheiten wertschätzen zu lernen.
  • Bereit zu sein für eine Veränderung des eigenen Denkens und für vielfältige Perspektivenwechsel.

Suffizient zu leben heißt daher nicht Einschränkung, sondern unnötige Verschwendung zu vermeiden.

Beispiele für Suffizienz gibt es viele:

  • In der Baubranche & Wohnen: Nachverdichtung, Aufstockung, gemeinschaftliche Nutzung, Reduktion der Wohnfläche.
  • Ernährung: Solidarische Landwirtschaft, weniger Fleisch und tierische Produkte, weniger Lebensmittel von weit her, Lebensmittelverschwendung stoppen
  • Selbst Garteln, gemeinsam Garteln
  • Mode: Verzicht auf Fast Fashion, Second-Hand
  • Konsum: Verzicht auf Einwegprodukte und sinnvolle Güter und Reisen
  • Mobilität: Bevorzugung sanfter Mobilität, Öffis und Carsharing
  • Reparieren: Repair-Cafés, Bevorzugung von langlebigen, reparierbaren Produkten
  • Sharing – leihen, tauschen, schenken: Gemeinschaftliche Nutzung durch Leihläden, Kostnix-Läden, Bibliotheken, um Hilfe bitten, …
  • andere Verteilung der Arbeitszeit sowie des Vermögens

Nachhaltige Lösungen kann es nur mit einer Kombination aller drei Nachhaltigkeitsstrategien geben. Es reicht nicht, nur auf Effizienz zu setzen, da dies allein oft zum Rebound Effekt führt. Und es reicht nicht, nur auf erneuerbare Energien umzustellen, wie müssen weniger verbrauchen. Es reicht nicht, alle Autos durch E-Autos zu ersetzen, wir müssen weniger Autos besitzen.

Warum Suffizienzpolitik?

Die Politik versucht sich meist aus der Affäre zu ziehen, soweit es um Suffizienz geht, indem sie die ganze Verantwortung darüber in unseren privaten Bereich verschiebt. Dabei bräuchte es sowohl einen Rahmen für suffizientes Verhalten aber auch die Umsetzung und das Vorbild im Bereich der Politik und Verwaltung: Verzicht auf Flugreisen im Team (siehe zB diese Petition „Nicht unter 1000!“), Fahrräder als Dienstfahrzeug, keine unnötige Verbauung, Ressourcen- und Energiesparen in allen Bereichen.

  • Anreize schaffen: Die Politik muss Anreize schaffen, die uns Bürger*innen bei der Umsetzung unterstützen (zB Preisanreize beim Klimaticket).
  • Sinnvoll regulieren: Suffizienzverhindernde Subventionen müssen abgeschafft werden.
  • Möglichkeiten schaffen: Strukturen müssen oft erst geändert werden, so zB Ausbau der Öffis
  • Einen Rahmen errichten: Lokale Initiativen wie zB Repair-Cafés oder Kostnix-Läden müssen soweit unterstützt werden, dass sie überleben können (bezahlte Arbeitskräfte, Bereitstellung von Räumen, …)
  • Sharing is caring: Gemeinsames Nutzen hat einen gesellschaftlichen Mehrwert.
  • Besseres Leben ermöglichen: Guten Beispielen bei der Umsetzung unterstützen und damit zeigen, dass es anders geht und wie es anders gehen kann.

Individuelle Chancen durch Suffizienz

  • Geld sparen
  • Gesundheit fördern
  • Zeitgewinn
  • Ballast abwerfen, entrümpeln, befreien
  • Autonomie erfahren – Unabhängigkeit vom Konsum gewinnen
  • Bewusstes Erleben und Erfahren
  • Genuss und Achtsamkeit zelebrieren
  • Kreativ werden
  • Kompetenzgewinn (Reparieren, Selber machen, …)

Ein bisschen mehr Suffizienz kann jede*r in fast allen Bereichen leben. Jeder Schritt ist sinnvoll. Beim Endverbraucher, Produzenten bis hin zu großen Unternehmen, Politik und Verwaltung. Fällt es dir leicht, suffizient zu handeln?

Hier findest du eine sehr gute 80-Seiten-Broschüre zum Thema Suffizienz – sehr empfehlenswert! (Autor: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, 2017)

Weitere interessante Beiträge auf unserer Webseite:

Quellen:

  • Link zum pdf: https://www.bund-bawue.de/fileadmin/bawue/Dokumente/Themen/Nachhaltigkeit/Suffizienz_Gutes_Leben_fuer_Alle.pdf
  • https://www.nachhaltigkeit.info/artikel/suffizienz_2034.htm
  • https://www.bundjugend.de/was-ist-suffizienz
  • https://www.bundjugend.de/eine-einfuehrung-in-suffizienz/

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