Der Regenwurm

Lumbricus Terrestris

Eine einfache, aber effektive Methode, die Erde im Gemüsegarten oder Hochbeet dauerhaft zu verbessern, ist es, die Mikroorganismen und Kleinstlebewesen im Boden zu fördern – vor allem die Regenwürmer.

Regenwürmer sind in unseren Gärten eines der wichtigsten Tiere überhaupt. Sie sorgen trotz ihres unscheinbaren Äußeren ohne viel Aufwand und Aufhebens, aber mit unglaublicher Kraft für eine natürliche Bodenverbesserung und leisten wertvolle, unersetzbare Arbeit nicht nur in unseren Gärten, sondern in den Böden generell.

© Barbara Kochauf

1. Düngung

Der Regenwurm gräbt und frisst sich nahezu pausenlos kreuz und quer durch unsere Gartenböden. Je nach Art nahe der Oberfläche oder mit vertikalen oder horizontalen Gängen, die bis über 2 m in die Tiefe gehen können. In diese Gänge zieht er Teile von Blättern und nimmt außerdem ständig Erde, vermoderndes Pflanzenmaterial, Laubreste, Überreste kleiner Tiere auf. Nachdem er in seinem Darm diese organischen Substanzen in hochkonzentrierte Nährstoffe umgewandelt hat, scheidet er sie als Regenwurmexkremente wieder aus – und diese sind Goldes wert!          

Dave Goulson beschreibt in seinem empfehlenswerten Buch „Wildlife Gardening“, dass frische Regenwurm- ausscheidungen 5x so reich an Stickstoff, 7x so reich an Phosphaten und 11x so reich an Kalium sind wie die umliegenden obersten Bodenschichten. Unglaubliche 4,5 kg/ Jahr kann ein Wurm davon produzieren.

Also: je mehr Würmer im Beet, desto mehr Gratisdünger für Gärtnerin und Gärtner. Der Regenwurm ist quasi ein Dauererzeuger von Dauerdünger durch Dauerproduktion von Gacksi. 😊

2. Lockerung

Durch ihre unermüdliche Grabetätigkeit wird der Boden mit dünnen Röhren durchzogen und damit aufgelockert. Es kommt zu einer besseren Belüftung, Sauerstoff kann gut in tiefere Schichten eindringen und aerobe (luftbenötigende) Bakterien abgestorbene Pflanzenteile schneller zersetzen. Die Erde wird zudem laufend umgeschichtet, Nährstoffe gelangen von unten nach oben. Pflanzenwurzeln können entlang der Röhren besser in die Tiefe wachsen. Je tiefer die Wurzeln wachsen, desto mehr Halt haben die Pflanzen und umso besser ist die Wasserversorgung bei Trockenheit.

3. Wasserspeicherung

Bei Starkregen, der durch den Klimawandel immer häufiger auftritt, versickert das Wasser im gelockerten Boden leichter und kann durch die gegrabenen Röhren tiefer in die Erde eindringen, anstatt wie bei verdichtetem Boden (wenn der Untergrund zu fest und kompakt ist) oberflächlich weg zu rinnen. Das bedeutet, der Boden kann wesentlich mehr Wasser aufnehmen, schwammartig aufsaugen und speichern. Dürreepisoden können so für die Pflanzen etwas abgemildert werden.

Ihr seht also, der Regenwurm ist im naturnahen Garten unverzichtbar und ermöglicht nachhaltige Gartenarbeit ohne Chemie. (Diverse Unkrautvernichter, Pestizide etc. sind sogar kontraproduktiv, da sie die Wurmpopulation stark dezimieren). Seine Leistung für die Bodenfruchtbarkeit und bessere Bodenstruktur ist enorm. Deshalb lasst uns alles tun, damit er sich in unseren Gärten wohlfühlt.

© Barbara Kochauf

Wie können wir den Regenwurm unterstützen und verwöhnen?

  • Beete mulchen (z.B. mit Grasschnitt, Heu etc.)  
  • Beete wenn möglich nicht umstechen, das stört den Regenwurm sehr, nur mit Grabegabel auflockern
  • Beete im Herbst nicht abräumen; oder nochmal mit letztem Rasenschnitt mulchen, auch im Winter soll die Oberfläche der Garten- und Hochbeete bedeckt sein
  • Gründüngung ansäen (z.B. Phacelia = Bienenfreund)
  • Urgesteinsmehl dünn aufstreuen

Noch eine kleine Regenwurmanatomie:

Obwohl der Regenwurm blind, taub und stumm ist, gräbt er sich unermüdlich durch den Boden. Sein schlauchartiger Körper ist umgeben von Längs- und Ringmuskeln, die sich abwechselnd zusammenziehen und dadurch die Fortbewegung ermöglichen, unterstützt von kleinen Borsten, um nicht   zurück zu rutschen. Durch diesen Körper verläuft der Darm mit Mundöffnung am Kopfteil, wo sich auch ein winziges Gehirn befindet, und der Öffnung für die Ausscheidungen am Hinterteil.

Er atmet durch die Haut, die leicht austrocknet und feucht bleiben soll, wird sie zu trocken, stirbt er. Auf der Haut befinden sich auch einfache Lichtsinneszellen, mit denen er nur hell und dunkel unterscheidet, auf UV-Licht reagiert er sehr empfindlich und meidet es, indem er in der Erde bleibt und nur selten an die Oberfläche kommt.

Falls er beim Umgraben unglücklicherweise zerteilt wird, ist es ihm möglich, sein hinteres Ende wieder nachzubilden, d.h. ein Teil kann sich regenerieren; häufig kommt es aber zu einer Wundinfektion, sodass er das Trauma nicht überlebt. Am aktivsten ist der Regenwurm im Frühling und Herbst. Im Sommer bei großer Hitze und bei tiefen Temperaturen im Winter gräbt er sich 40-80 cm in die Erde und wartet auf bessere Zeiten.  

Der große britische Naturwissenschaftler Charles Darwin sagte über den Regenwurm. “Es mag bezweifelt werden, ob es viele andere Tiere gegeben hat, die in der Geschichte der Welt so eine wichtige Rolle gespielt haben.“ Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Quellen:

  • Dave Goulson: Wildlife Gardening. Die Kunst, im eigenen Garten die Welt zu retten
  • Charles Darwin: Die Bildung der Ackererde durch die Tätigkeit der Würmer
  • https://science.orf.at/stories/3221401
  • Wikipedia                                        

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Fotocredits: Barbara Kochauf

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2 Kommentare:

  1. Harb Christoph

    Sehr guter Beitrag von Barbara Kochauf über den Regenwurm lm Sonntagsblatt 6.März. Bewusstsein schaffen für unseren fleißigen Helfer den Regenwurm im Garten und in der Landwirtschaft.

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