Langsam verändert sich etwas im Bewusstsein und Handeln, dass Lebensmittel zu wertvoll sind, um in unfassbaren Mengen im Müll zu landen, während in anderen Erdteilen Menschen (ver)hungern. Ideal wäre natürlich, wenn es schon von vornherein keine Überproduktion gäbe, das würde jede Menge an Ressourcen schonen.
Lebensmittelverschwendung in Zahlen
Einer WWF-Studie zufolge werden 40% Prozent aller Lebensmittel produziert, aber nie gegessen. Vieles geht schon im Zuge der Produktion und Ernte aufgrund von Ernte- oder Transportschäden, Produktionsmängel oder „schlechter“ Marktfähigkeit verloren. Aber auch bei der Außer Haus-Verpflegung und in Privathaushalten landen viel zu viele Lebensmittel in der Tonne. Bei Gemeinschaftsverpflegung, Kantinen und Buffets im Allgemeinen fällt vor allem durch das Überangebot oder zu große Portionen viel Müll an.
In Österreich werden 20 % des CO2-Fußabdrucks durch Produktion und Konsum von Nahrungsmitteln verursacht. Davon landen 1 Million Tonnen an Lebensmitteln jedes Jahr in Österreich im Müll. Das befeuert auch den Klimawandel, da die Lebensmittelverschwendung immerhin für ca. 10% des globalen Treibhausgasausstoßes verantwortlich ist. Vermeidung von Lebensmittelverschwendung trägt daher sofort zum Klimaschutz und zu geringerem Flächen- aber auch Wasser- und Energieverbrauch bei.
Natürlich ist auch die Politik gefordert, rasch nötige Schritte zu setzen, um vermeidbare Lebensmittelabfälle bis 2030 zumindest zu halbieren. Denn dazu hat sich die Bundesregierung im Zuge der SDGs entschieden.
Tipps gegen Lebensmittelverschwendung in Haushalten:
- Nicht mehr als nötig kaufen: Das geht am einfachsten, wenn du mit Einkaufszettel und ohne Hungergefühl einkaufen gehst. Dann ist es wahrscheinlicher, dass du nur das kaufst, was du wirklich brauchst. Außerdem empfiehlt es sich, kleinere Mengen zu kaufen (keine Großangebote), die verderben könnten.
- From Leaf to Root: Anstatt Äpfel oder Kartoffel zu schälen und Wurzelgemüse von den Blättern zu befreien, kannst du auch alles essen. In den Schalen stecken oft Vitamine, Blattgrün kann in Aufstrichen oder Smoothies Verwendung finden. Gemüsereste kann man auch kleinschnipseln und für eine Gemüsebrühe sammeln. Wegen der Pestizide ist es ratsam, dass die Lebensmittel nur aus Bio-Anbau oder dem eigenen Garten stammen. Hier findest du zB unser Rezept für ein Karottengrün-Pesto.
Zitronenschalen ihrerseits werden mit Essig zu einem kräftigen Reinigungsmittel. - Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD): Prüfe selbst mit deinen Sinnen, ob Lebensmittel noch genießbar sind. Das MHD gibt nämlich nur an, bis zu welchem Datum der Hersteller des Produkts für seine Haltbarkeit haftet. Ungeöffnet halten Joghurt und Co. meist ein paar Wochen über das MHD hinaus. Lebensmittel-Haltbarkeits-Guide
- Restlessen: Nimm dir vor, ein Essen mit allem zu kreieren, was du noch im Kühlschrank vorfindest, bevor du wieder einkaufen gehst.
- Reste verwerten: Obst und Gemüse mit Druckstellen oder faulen Stellen einfach ausschneiden und für Mus, Kompott, Suppe oder Kuchen verwenden. Nur bei Schimmel aufpassen, der verbreitet sich, ohne dass man ihn sieht.
- Lebensmittel richtig lagern: vor allem Obst und Gemüse verdirbt schneller aufgrund falscher Lagerung. Zum Beispiel: Lagertipps für Äpfel
- Kühlschrank richtig einräumen: Verschiedene Produkte brauchen unterschiedliche Temperaturen. Den Kühlschrank richtig einräumen und ältere Produkte auf Sicht platzieren und zuerst verbrauchen, damit sie nicht übersehen werden.
Weitere Tipps:
- Zaubertricks: Bei manchen bereits schrumpeligen Gemüsesorten wie zB Karotten oder Radieschen hilft es, sie für mehrere Stunden in kaltes Wasser zu geben, damit sie wieder knackig werden.
- Haltbar machen, bevor es verdirbt: Übriggebliebenes entweder roh oder gekocht einfrieren. Energiesparender geht es eventuell mit dem Trocknen, Fermentieren und Einlegen/ Einmachen.
- Essen teilen: Überschüsse an Familie, Nachbarn, Freunde, Arbeitskollegen verteilen oder zu einem Foodsharing-Fairteiler bringen.
- Auf den Facebook-Gruppen „Dumpstern Graz“ und „Share & Care Lebensmittel Graz&Umgebung“ lassen sich Lebensmittel sehr gut teilen!
- Sensibilisiere dein Umfeld und gib dein Wissen über das Thema weiter (erzähl auch, wo sich ein Fairteiler befindet)
- Falls möglich, baue Gemüse und Obst selbst an: das steigert die Wertschätzung den Lebensmitteln gegenüber! Ein paar Kräutertöpfe am Fensterbrett oder ein Hochbeet am Balkon sind schon ein guter Einstieg.
Tipps, wie Konsument*innen Betrieben helfen können, weniger Lebensmittel wegzuwerfen:
- Meide „All you can eat“ -Buffets: hier gibt es oft ein großes Überangebot und damit Potential, dass vieles in der Tonne landet. Vor allem fleischlastige Buffets sind in Frage zu stellen, da Fleischproduktion besonders viel CO₂ verbraucht (gilt auch für den Hotelurlaub)
- In Kantine und Gastrobetrieben einpacken lassen, was man nicht aufgegessen hat
- Nachhaltige Gastronomie-Betriebe unterstützen (vor allem vegetarisch, vegan, bio, Partner von Lebensmittelretter-Plattformen)
- Für den baldigen Verzehr: Kaufe eher vollreifes oder auch unperfektes Obst und Gemüse, sowie einzelne Bananen. Diese bleiben häufig übrig und landen womöglich im Müll! Such nicht immer nach dem schönsten Stück! Du kannst auch Waren kaufen, die zum halben Preis verkauft werden und bald ablaufen. So werden diese vom Handel nicht weggeschmissen und du sparst damit auch noch Geld.
- Gutes Brot von gestern: zum halben Preis gibt es in Graz bei Martin Auer (PANE, der Erlös geht an einen guten Zweck) in der Mariahilferstraße 11. Auch die Sorger-Filiale am Franziskanerplatz 14, und Hubert Auer, Volksgartenstraße 2, verkaufen Brot von gestern.
- Der Kunde ist König: Lass den Supermarkt also wissen, dass es wirklich okay ist, am Abend keine riesige Auswahl mehr an Brot oder auch an Gemüse/Obst zu bekommen!
- Werde Teil von Foodsharing und rette Lebensmittel, die sonst weggeschmissen würden. (Foodsharing Graz)
- Frag in den Läden nach, was sie mit den übrig gebliebenen Lebensmitteln machen (es soll kein Tabu mehr sein)
- Lade die App: Too Good To Go auf dein Handy. Damit kannst du für wenig Geld Lebensmittel und fertige Speisen retten.
- Lidl bietet eine „Rette-mich Box“ für Obst und Gemüse an.
Fällt dir noch ein guter Tipp ein, der hier auf unsere Liste sollte? Schreib uns bitte gerne!
Quellen:
- wwf.at/artikel/tipps-gegen-lebensmittelverschwendung/
- https://www.wwf.at/nachhaltig-leben/lebensmittelverschwendung/
- http://www.umweltservice.graz.at/infos/abfall/Lebensmittelweitergabe_Leitfaden.pdf
- https://www.nachhaltigkeit.steiermark.at/cms/dokumente/11899874_99598713/ae177cdb/Lebensmittel%20sind%20kostbar%21%20100%20Fakten%20%26%20Tipps_lebensministerium.pdf
- https://info.bml.gv.at/themen/lebensmittel/lebensmittelverschwendung/Lebensmittel-Mythen-Fakten.html
Weitere interessante Links zu diesem Thema:
- TICK-TOCK: Hungertote und Food Waste
- Lagertipps für Äpfel
- Lebensmittel-Haltbarkeits-Guide
- Kühlschrank energiesparend verwenden
- Foodsharing-Fairteiler in Graz und Umgebung
- Foodsharing Graz
- Too Good To Go
- Rette-mich Box
- Gärtnern in Graz
- Gerettete Lebensmittel erhalten
Dieser Beitrag erschien erstmals am 13. Jänner 2023.
Anmerkung der NiG-Redaktion:
Falls du keine wichtigen Beiträge oder Termine von uns verpassen willst, abonnier doch bitte gerne unseren Newsletter! Er kommt unregelmäßig und nicht zu häufig – versprochen. Oder schau regelmäßig in unseren Veranstaltungskalender.
Wenn dir gefällt, was wir auf dieser Plattform tun, nämlich bereits seit 2017 über Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz zu informieren, dann unterstütz uns doch bitte auch finanziell, um unsere Webseite in dieser Qualität und Fülle weiterführen zu können – uns hilft jeder Beitrag!
Verein „Nachhaltig in Graz“
BIC: STSPAT2GXXX
IBAN: AT20 2081 5000 4200 1552
Verwendungszweck: Spende/Sponsoring (Mehr zum Sponsoring hier)
Du kannst dir auch gerne unsere kostenlose App aufs Handy laden, damit kannst du Informationen, Veranstaltungen und vieles mehr entdecken: App Nachhaltig in Graz