Von Pflanzen für Pflanzen
Das erste Grün spitzt aus dem Boden, auch frische Brennnesseltriebe sind schon zu sehen. Also rechtzeitig daran denken, einen wirkungsvollen, biologischen und noch dazu kostenlosen Dünger aus der Alleskönnerin Brennnessel für euren Garten vorzubereiten, denn nicht nur wir Menschen fördern unsere Gesundheit mit Heilkräutern, auch den Pflanzen selbst tut es gut, mit Pflanzenauszügen versorgt und verwöhnt zu werden. Und speziell die Brennnesseljauche ist einer der besten natürlichen Dünger. Jede Gärtnerin und jeder Gärtner kann sie ganz einfach selbst herstellen, mit Bestandteilen aus der Natur und ohne Chemie.
Ihre Vorteile:
- starke Düngewirkung
- die enthaltenen Mineralstoffe (Stickstoff, Kalium, Kieselsäure) können von der Pflanze rasch aufgenommen werden
- stärkt die Widerstandsfähigkeit enorm und kräftigt die Pflanze, Schädlinge wie Insekten und Pilze können nicht so leicht Fuß fassen
- ein Energieschub für zurückgebliebene, schwächelnde Pflanzen
- nach einem Wettertrauma (Hagel, lange Kälteperioden, etc.) hilft die Jauche den Pflanzen, gesund weiterzuwachsen
Was brauche ich dazu?
- ein großes Gefäß oder einen Bottich (kein Metall!),
- eine luftdurchlässige Abdeckmöglichkeit (Bretter, loser Deckel, Tuch….),
- eine große Portion Brennnessel (Handschuhe beim Abschneiden nicht vergessen) und
- Regen- oder Leitungswasser.
Wie funktioniert es?
Brennnessel zerkleinern, mit Wasser vermengen, zudecken – fertig! Verhältnis Pflanzen : Wasser = 1:10 wird empfohlen, ich persönlich verwende durchwegs mehr pflanzliches Material.
Wichtig: nur lose abdecken, nicht luftdicht verschließen! Nach 10-14 Tagen und häufigem Umrühren ist die Jauche verwendungsbereit, sicheres Zeichen dafür: Sie schäumt nicht mehr und es steigen keine Bläschen mehr auf. Die Pflanzenreste aus dem Bottich grob herausfischen und am Komposthaufen entsorgen.
Für ältere stärkere Pflanzen verdünnt man die Jauche 1:10, 1 l Jauche auf 10 l Wasser. Für junge zarte Pflanzen Verdünnung 1:20 = 0,5 l Jauche auf 10 l Wasser.
Probiert es aus, gießt eure Pflanzen alle 1-2 Wochen damit und Ihr (und euer Gemüse) werdet vom Ergebnis begeistert sein!
Einige Extratipps:
- sonniger-halbschattiger Standort für den Bottich
- junge Brennnessel sind besser als ältere
- der dabei entstehende Geruch ist gewöhnungsbedürftig, 1-2 Handvoll Urgesteinsmehl schaffen Abhilfe
- Der Geruch ist sehr schwer von den Händen zu bekommen – Handschuhe empfohlen
- Bitte darauf achten, wo Brennnessel wachsen – nicht geeignet neben stark befahrenen Straßen, Autobahnen oder Obstanlagen, die häufig gespritzt werden
Welche Pflanzen lassen sich besonders gern damit verwöhnen?
Paradeis lieben sie, ebenso Paprika, rote Rüben, Rosen. Sehr gut reagieren auch Kürbisse und alle Kraut – und Kohlgewächse, Zucchini, Melanzani, Gurken. Angeblich stehen Bohnen und Erbsen nicht so auf sie, obwohl ich selbst schwächelnde Stangenbohnen schon mal damit aufgepäppelt habe. Kräuter, Karotten und Salat gieße ich nicht damit. Für eine kleine Menge füllt man einen 10 l Eimer mit 1kg zerkleinerten Nesseln und Wasser, das weitere Prozedere ist gleich.
Noch mehr Verwendungsmöglichkeiten:
- vor dem Setzen gieße ich die Töpfe mit den Jungpflanzen mit 1 : 20 verdünnter Jauche, so ziehen sie gestärkt ins Beet und haben einen guten Start
- im Frühjahr zur allgemeinen Gartendüngung unbepflanzte Beete mit starker Jauche gießen
- für Wintergemüse kann man Ende August nochmal frische Jauche ansetzen
- Brennnessel sind ein fantastisches Mulchmaterial, z.B. mit Rasenmäher zerkleinern und den Boden zwischen dem Gemüse damit bedecken, tut nicht nur den Pflanzen, sondern auch den Bodenlebewesen gut.
- Bei einer Blattlausinvasion ist die Brennnessel immer einen Versuch wert: 2 Handvoll Nesseln mit 2 l Wasser 24 h ziehen lassen, die Blattläuse damit unverdünnt besprühen (nicht gießen!), Blattunterseiten nicht vergessen
Interessant:
Unvorstellbar, dass 2002 in Frankreich der Verkauf von Brennnesseljauche verboten wurde, 2006 Verkauf, Besitz, Herstellung, Nutzung und Rezeptweitergabe dieser Jauche mit hohen Geldstrafen belegt wurden (angeblich auf Druck der Agrarchemielobby). Die Begründung: Es gibt keine wissenschaftlichen Studien zur Wirksamkeit und keine Markenzulassung! Das bedeutete, dass man durch Gartenarbeit kriminell wurde, sozusagen als „Brennnesseldealer“. Die Gesetzgebung verbot Gießen und Düngen mit biologischen Mitteln, während die Anwendung von gesundheitsschädlichen Pestiziden erlaubt war, eigentlich unglaublich! Doch die Bevölkerung wehrte sich erfolgreich dagegen und ab 2011 war die Verwendung wieder möglich.
Vertraut der unglaublichen Kraft der Brennnessel, und wenn alles herrlich wächst, lehnt euch zurück und trinkt eine Tasse Brennnesseltee!
Quellen:
- www.smarticular.net
- www.sn.at
- Natalie Faßmann: Beinwelljauche, Knoblauchtee & Co
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Fotocredits: Barbara Kochauf bzw Nachhaltig in Graz
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