Online-Kauf oder stationärer Kauf? Was ist nachhaltiger?

Online-Kauf


Vermutlich haben sich die meisten von uns schon zumindest einmal die Frage gestellt, welche der beiden Alternativen die ökologisch Nachhaltigere ist – der stationäre Kauf oder der Online-Kauf von Waren? Leider ist diese Frage nicht allzu einfach zu beantworten, da in beiden Fällen verschiedene Faktoren unterschiedliche Auswirkungen haben. Vor allem hängt die Beurteilung ganz stark vom Kaufverhalten jeder einzelnen Person ab. Sehen wir uns einfach mal an, um welche Faktoren es sich dabei handelt und welche ökologischen Auswirkungen diese haben! 

Weg zum Geschäft/Zustellung per Post 

Wird eine Zustellung eines Pakets per Post mit einer Fahrt zu einem Geschäft mittels PKW verglichen, so steigt eine Zustellung, in Bezug auf ihren ökologischen Effekt, meistens besser aus – so lange das Paket nur einmal zugestellt wird und die Waren nicht retourniert werden! Der Paketlieferant DPD gibt nämlich an, dass die Zustellung eines Pakets im Durchschnitt 600 g CO2-Emissionen ausstößt, wobei laut Angaben vom Umweltbundesamt benzin- und dieselbetriebene PKWs Emissionen von etwa 167,1 g/km CO2-Äquivalenten produzieren. Wohnt man viele Kilometer vom Geschäft entfernt, so stößt die Fahrt eines privaten PKWs zum Geschäft mehr Emissionen aus, als eine Zustellung per Post.

Zudem geben Postunternehmen wie etwa die Österreichische Post, DHL und DPD an, klimaneutral zu liefern, indem sie ihren CO2-Ausstoß durch Investitionen in viele Klimaprojekte kompensieren. Andererseits stellt sich hier die Frage, inwiefern diese Investitionen tatsächlich einen positiven Beitrag zum Ausgleich der produzierten CO2-Emissionen leisten? Wichtig ist jedenfalls, dass man dadurch nicht das Gewissen für einen hohen CO2-Ausstoß bereinigt, sondern stets anstrebt, den Ausstoß zu reduzieren.

💡 Tipps: 
Versuche beim stationären Einkaufen das Fahrrad oder die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen oder gehe bei Möglichkeit zu Fuß. Vor allem bei Einkäufen, die regelmäßig stattfinden, macht es in Summe einen großen ökologischen Unterschied aus. 
Damit Logistikunternehmen ihre Lieferrouten ökologisch effizient gestalten können, könntest du möglichst auf Expresslieferungen und auf Festlegungen, dass nur zu einem bestimmten Zeitfenster zugestellt werden soll, verzichten. 

Retouren

Retouren sind eine Schwachstelle bei Online-Käufen. Statistik Austria hat diesbezüglich die unterschiedlichen Altersgruppen genauer untersucht und hat ermittelt, dass Jüngere bis Mittelaltrige die meisten Waren retournieren. Insbesondere senden 30 – 39-Jährigen 55 % der bestellten Ware wieder zurück, was enorm ist!

Vor allem beim Online-Kauf von Mode zeigt sich, dass hier Retouren zu einem häufigen Phänomen werden. Die eCommerce-Studie Österreich 2022 gibt an, dass im Jahr 2022 43 % der bestellten Mode wieder retourniert wurde.

Warum sind denn Retouren so problematisch?

  • Die Waren werden in ein Retouren-Lager geliefert, welches vom Standort der Verbraucher:innen weit entfernt sein kann, wodurch ein weiter Lieferweg erzeugt wird.
  • Verbraucher:innen bestellen Alternativen als Ersatz und erzeugen somit erneute Lieferungen.
  • Und wenn es ganz schlimm läuft, werden retournierte Waren vernichtet, was natürlich einen besonders schlechten Effekt auf die Umwelt hat. Greenpeace schätzt, dass 2020 allein in Österreich 1,43 Millionen Pakete retournierter Kleidung und Elektronik im Müll landeten (hier geht es zu einer Petition).

Kann auf irgendeine Weise den vielen Retouren gegengesteuert werden?

Zu dieser Problematik hat die Universität Bamberg eine Studie durchgeführt und ist zu dem Entschluss gekommen, dass bereits bei einer Rücksendegebühr von 2,95 € pro Paket, die Rücksendequote um 16 % sinken würde, was zu hohen CO2-Emissionseinsparungen führen würde. Auch eine bessere Größenberatung seitens Händler:innen kann einer Reduktion der Retouren beitragen. „BEAWEAR“ ist ein Beispielunternehmen, das versucht, mithilfe von digitaler Körpervermessung Verbraucher:innen beim Online-Kauf zu unterstützen. Damit will das Unternehmen Retouren entgegenwirken.

💡 Tipps: 
Weiß man bei gewissen Kleidungsstücken, wie etwa Hosen, dass sie selten auf Anhieb passen, ist ein Online-Kauf dieser Waren ziemlich riskant und führt oft zu einer Retoure. Bei solchen Kleidungsstücken könntest du einen stationären Kauf vorziehen oder dir von digitaler Körpervermessung Hilfe holen. 
Ist eine Retoure nicht zu vermeiden, möglichst die Originalverpackung für die Retoure nutzen. 

Energieverbrauch Strom/Heizung 

Der Energieverbrauch durch Strom und Heizung unterscheidet sich zwischen dem Onlinehandel und dem stationären Handel enorm. Im Onlinehandel entstehen Energieverbräuche im Laufe des Bestellvorgangs (ca. 5 – 60 g CO2-Äquivalente) sowie in den Lagerhallen des Handels (ca. 20 – 120 g CO2-Äquivalente). Im Vergleich dazu werden im stationären Handel vor allem in den Geschäften und den Lagerhallen (300 – 4.400 g CO2-Äquivalente) Energieverbräuche verursacht. In den Geschäften hängt der Verbrauch stark von der Größe des Geschäftes, der technischen Ausstattung, dem Produktsortiment sowie vom Umsatz ab. Es ist jedoch erkennbar, dass an dieser Stelle der Onlinehandel besser abschneidet als der stationäre.

Stationärer Kauf

Verpackung

In Bezug auf die Verpackung hat der stationäre Handel einen Vorteil. Während beim Onlinehandel je nach Größe der Verpackung (2,4 – 128 l) Emissionen im Ausmaß von 20 – 1.000 g CO2-Äquivalenten verursacht werden, sind es beim stationären Handel je nach Verpackungsart 30 – 130 g CO2-Äquivalente.

In Deutschland ermöglicht „repacket„, dass Verpackungen aus Karton nicht nur einmal, sondern mindestens ein zweites Mal benutzt werden. Verbraucher:innen können ihre gebrauchten Kartons bei „repacket“ Händler:innen abgeben, damit sie ein weiteres Leben bekommen. Somit können wertvolle Ressourcen geschont werden. Ein solches Netzwerk könnte auch in Graz erstellt werden!

💡 Tipps: 
Nimmst du bei stationären Einkäufen deinen eigenen Einkaufsbeutel mit, kannst du auf einfache Weise auf zusätzliche Verpackung verzichten. Ein kleiner Beutel benötigt in der Alltagstasche nicht viel Platz. 
Erhältst du deine Bestellung in einem Karton, kannst du diesen im Anschluss für andere Zwecke nutzen oder anderen als einen Umzugskarton weiterschenken.
Möchtest du deinen Karton entsorgen, dann ist es besonders wichtig, dass du ihn vorher faltest. So nimmt er im Altpapiercontainer weniger Platz in Anspruch und die Müllabfuhr muss den Container auch weniger oft entleeren. Dies reduziert den CO2-Ausstoß.
Sind größere Mengen an Verpackungsmüll zu entsorgen, sollten diese in den Ressourcenpark geführt werden und nicht Altpapiercontainer landen.

Menge an gekauften Gegenständen 

Die Menge an Gegenständen, die gekauft werden, spielt eine weitere wesentliche Rolle bei den ökologischen Auswirkungen eines Einkaufs. Werden Besorgungen einzeln getätigt, kommen viele Fahrten bzw. Lieferungen zustande, was einen hohen Emissionsausstoß verursacht. 

💡 Tipps: 
Überlege dir zunächst immer, ob du das Produkt, das du kaufen möchtest, überhaupt benötigst. Das ökologisch beste Produkt ist jenes, das du NICHT kaufst.
Ob bei einer Online-Bestellung oder einem stationären Einkauf versuche deinen Einkauf gut vorauszuplanen, sodass du mehrere Besorgungen mit einem Mal erledigen kannst. Spontankäufe könnten vermieden werden. 
Manchmal kannst du bei einer Online-Bestellung angeben, dass die bestellten Waren gesammelt und nicht einzeln geliefert werden sollen, sodass in Summe nur eine Lieferung zustande kommt. 
Durch einen Kauf von Vorräten kannst du die Anzahl an Fahrten/Lieferungen reduzieren. 

Nachhaltige Produktalternativen

Offline können viele kleine und nachhaltige Unternehmen aus der Region unterstützt werden. Viele bieten auch einen Online-Shop an, wie etwa „Morawa„, „Minimali“ oder „Fairschenkt„. Online können weitere nachhaltige Produktalternativen gefunden werden, die in der Umgebung erstmals noch nicht vorhanden sind. Was die Kleidung betrifft, bieten beispielsweise Online-Secondhand-Shops für Personen, denen es schwer fällt, offline geeignete Secondhand-Mode zu finden, eine geeignete Alternative.

Die letzte Meile 

Sowohl im stationären Handel als auch im Onlinehandel ist die letzte Meile ein sehr wichtiger Punkt und kann verbessert werden. Im stationären Handel ist bei der letzten Meile von der Fahrt der Verbraucher:innen ins Geschäft die Rede. Diese wird von der Auswahl des eigenen Transportmittels beeinflusst. Im Onlinehandel wird hierbei von der Fahrt von der Zielpaketstation zu den Verbraucher:innen gesprochen und macht laut Angaben des Umweltbundesamtes etwa 40-60 % der Gesamtemissionen der Lieferung aus (aber nur 14 % bei einer Lieferung mit einem Containerschiff). Jedenfalls kann die letzte Meile einer Onlinebestellung durch die Anzahl der Zustellversuche, die Auswahl der Versandart (Standard oder Express) sowie die genutzten Fahrzeuge der Paketlieferant:innen beeinflusst werden. 

💡 Tipps: 
Ist man zum Zeitpunkt der Zustellung nicht zuhause, so kann man angeben, dass das Paket bei Nachbar:innen abgegeben oder an einem anderen Ort abgegeben werden darf.  
Landet das Paket doch wieder im Paketzentrum, kannst du versuchen, das Paket mit dem Fahrrad, zu Fuß oder mit Öffentlichen Verkehrsmitteln abzuholen. 

Fazit

Im Großen und Ganzen wird ersichtlich, dass weder der Online-Kauf noch der Einkauf im stationären Handel per se der nachhaltig bessere ist. Wir können nur selbst unsere Einkäufe so nachhaltig wie möglich gestalten, indem wir die richtigen Transportmittel wählen, unsere Einkäufe im Vorhinein gut durchdenken und Impulskäufe vermeiden, unseren Bedarf durch gesammelte und nicht einzelne Einkäufe decken, Retouren durch überlegtere Einkäufe vermeiden, und vielem mehr. Je nach benötigtem Produkt ist somit eine andere Variante die bessere. Versuche daher am besten selbst für dich zu überlegen, welche Möglichkeiten dir zu Verfügung stehen und wie du dadurch deine Einkäufe so nachhaltig wie möglich gestalten kannst. 

Weitere interessante Beiträge auf unserer Website:

Quellen: 

  • https://www.dpd.com/de/de/faq/wie-hoch-ist-die-co-c2-b2-emission-pro-paket/#:~:text=Der%20Transport%20eines%20Paketes%20verursacht,122%20gef%C3%BCllten%20Luftballons
  • https://www.umweltbundesamt.at/umweltthemen/mobilitaet/mobilitaetsdaten/emissionsfaktoren-verkehrsmittel
  • https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/5750/publikationen/2020_12_03_texte_227-2020_online-handel.pdf
  • https://www.handelsverband.at/publikationen/studien/ecommerce-studie-oesterreich/ecommerce-studie-oesterreich-2022/
  • https://de.statista.com/statistik/daten/studie/626650/umfrage/anteil-der-retouren-von-distanzhandelskaeufern-in-oesterreich-nach-alter/
  • https://drive.google.com/drive/folders/12gNk0QZuxylImbzm7gp0Ta8XrIqG7–i
  • https://www.uni-bamberg.de/presse/pm/artikel/massnahmen-retouren-2019/
  • https://www.beawear.ai/de
  • https://repacket.de/index.html

Anmerkung der NiG-Redaktion:
Falls du keine wichtigen Beiträge oder Termine von uns verpassen willst, abonnier doch bitte gerne unseren Newsletter! Er kommt unregelmäßig und nicht zu häufig – versprochenOder schau regelmäßig in unseren Veranstaltungskalender.

Wenn dir gefällt, was wir auf dieser Plattform tun, nämlich bereits seit 2017 über Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz zu informieren, dann unterstütz uns doch bitte auch finanziell, um unsere Website in dieser Qualität und Fülle weiterführen zu können – uns hilft jeder Beitrag!

Verein „Nachhaltig in Graz“
BIC: STSPAT2GXXX
IBAN: AT20 2081 5000 4200 1552
Verwendungszweck: Spende/Sponsoring
 (Mehr zum Sponsoring hier)

Du kannst dir auch gerne unsere kostenlose App aufs Handy laden, damit kannst du Informationen, Veranstaltungen und vieles mehr entdecken: App Nachhaltig in Graz

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert