Transport- und Einkaufswege in Österreich


Die Produkte und Lebensmittel, die wir konsumieren, haben einen mehr oder weniger langen Transportweg hinter sich. Je weiter, umso mehr Treibhausgase werden dabei emittiert und umso schlechter ist somit die Klimabilanz des Produkts. Regionaler Einkauf hat daher nicht nur positive Auswirkungen auf die Region hinsichtlich Arbeitsplätze und Wertschöpfung, sondern reduziert auch die Transportwege der Produkte. Über die Vorteile, regional einzukaufen, kannst du hier nachlesen: Warum eigentlich regional? Aber es spielt beim konsumbasierten Treibhausgas-Ausstoß auch eine nicht zu unterschätzende Rolle, welches Verkehrsmittel wir als Konsumentinnen und Konsumenten für unsere Einkaufswege wählen.

Es ist daher ein großer Schritt für die Klimabilanz, gerade beim täglichen Lebensmitteleinkauf auf kurze Transport- UND Einkaufswege aber auch auf die Wahl eines klimaverträglichen Verkehrsmittels zu achten.

© VCÖ 2022, Lizenz CC BY-ND, Quelle: Theurl 2014, Handelsverband 2022

Transportwege der Produkte

Regional hergestellte Lebensmittel haben durchschnittlich insgesamt 150 Kilometer Transportweg hinter sich, überregionale hingegen durchschnittlich 1.700 Kilometer. Die Definition als „regional“ bezieht sich auf Produkte, deren Verarbeitung und Verkauf in einem Umkreis von 75 Kilometern Luftlinie um den landwirtschaftlichen Betrieb passieren, aus dem die Rohstoffe stammen. Regionalität hat auch großes Potential: 75% der Österreicher*innen wünschen sich eine Ausweitung des regionalen Angebotes sowohl im Handel als auch in der Gastronomie und sind auch bereit, dafür mehr zu zahlen1.

Bei der Klimabilanz des Transportweges spielt aber nicht nur die Länge des Weges eine Rolle, sondern auch die Art des Transportmittels (Zug, LKW, Frachtschiff oder Flugzeug), der Auslastungsgrad des Fahrzeuges sowie die Anzahl der Leerfahrten.

© VCÖ 2023 – Quelle: Oecd 2021

Im Jahr 2021 wurden 42% mehr Gemüse und um 52% mehr Obst in Österreich verbraucht, als im Inland produziert wurde. Der Transport von Lebensmitteln ist für durchschnittlich 13% des Treibhausgas-Ausstoßes der gesamten Ernährung verantwortlich.3

Einkaufswege der Konsument*innen

Was bringt der regionale Bio-Einkauf, wenn wir ihn mit dem Dieselauto erledigen? Wer freitags oder samstags beim Kaiser-Josef-Markt einkaufen möchte, weiß um die dort herumkurvenden Autos – obwohl gerade dieser Markt ideal in der Innenstadt liegt und sowohl mit Öffis als auch mit dem Fahrrad gut erreichbar ist.

© VCÖ 2022

Laut dem VCÖ ist rund die Hälfte aller Einkaufswege kürzer als 2,5 Kilometer, 70 Prozent sind noch immer kürzer als 5 Kilometer – beides in eigentlich guter Radfahrdistanz.

Die Grafik zeigt auch die Unterschiede zwischen dem österreichischen Durchschnitt, den Städten und den Gemeinden sowie Wien extra.

Wer zu Fuß oder mit dem Fahrrad einkauft, bleibt im Ort

und stärkt die lokale Wirtschaft! Mangelnde Nahversorgung führt zu mehr Autoverkehr. Mehr Autoverkehr schwächt die Nahversorgung. Wirtschaftstreibende tun daher gut daran, den Rückbau der autogerechten Städte und Gemeinden zu unterstützen. „Gemeinden und Städte, die gute und sichere Bedingungen zum Gehen und Radfahren schaffen, ermöglichen es ihrer Bevölkerung Einkäufe autofrei zu erledigen und stärken gleichzeitig die Nahversorgung.“

Im September 2022 hat der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) eine repräsentative Umfrage zu den Einkaufsmöglichkeiten und Einkaufsgewohnheiten der Österreicher*innen durchführen lassen. Je nach Wohnortgröße sind die Unterschiede sehr groß. „Fehlt es an einer gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbaren Nahversorgung, werden Einkäufe fast ausschließlich mit dem Auto gemacht. Das kommt in der Energie- und Klimakrise den privaten Haushalten, aber auch der Gesellschaft insgesamt sowie der Umwelt teuer. Ein Drittel der Bevölkerung der kleineren Gemeinden sagt, dass sie viele Autofahrten vermeiden könnten, wenn es eine bessere Nahversorgung in Geh- oder Radfahrdistanz gäbe.“

© VCÖ 2022, Quelle: MARKET-Umfrage „In welcher Zeit erreichen Sie von zu Hause zu Fuß das nächstgelegene Lebensmittelgeschäft?“

Legende:

  • Binnen 5 Minuten: 38 Prozent (20 Prozent)
  • Binnen 10 Minuten: 64 Prozent (44 Prozent)
  • Binnen 20 Minuten: 76 Prozent (58 Prozent)
  • Binnen 30 Minuten: 82 Prozent  (69 Prozent)
© VCÖ 2022, Quelle: MARKET „Welche Verkehrsmittel nutzen Sie für Wege zu den Lebensmittelgeschäften häufig?“

Legende:

  • Auto: 61 Prozent (79 Prozent)
  • Gehen: 49 Prozent (31 Prozent)
  • Fahrrad: 18 Prozent (19 Prozent)
  • Öffentlicher Verkehr: 7 Prozent (2 Prozent)
  • Moped / Motorrad: 1 Prozent (1 Prozent)

Link zum informativen VCÖ-Factsheet: Regionale Kreisläufe reduzieren Verkehrsaufwand

Fazit:

Um möglichst viele Transport- und Einkaufswege zu vermeiden und zu reduzieren, sind folgende Maßnahmen empfehlenswert:

  • Regionale Kreislaufwirtschaft stärken: Dadurch können Wege reduziert, verkürzt oder auf klimaverträgliche Mobilitätsformen verlagert werden. Dabei sind nicht nur Wege der Produktion und Beschaffung zu berücksichtigen, sondern auch jene beim Angebot an Reparaturen, beim Re-USe der Wiedernutzung, Recycling und der Entsorgung.
  • Lebensmittelverschwendung vermeiden! Ein Drittel der Lebensmittel landet nicht in unseren Mägen, hat aber nicht nur Land, Wasser und Ressourcen verbraucht, sondern auch mehr oder weniger lange, somit umsonst abgewickelte Transportwege.
  • Nahversorgung schaffen, Ortskerne stärken, Zersiedelung stoppen, Stadt der kurzen Wege (siehe auch die 15-Minuten-Stadt), Verkehrsberuhigung sowie entsprechendes Mobilitätsangebot wie zB auch gute und sichere Bedingungen zum Gehen und Radfahren ermöglichen. Eine fußgängerfreundliche Verkehrsplanung sowie eine gute Rad-Infrastruktur stärken wiederum die Nahversorgung.
  • Regionale (Online-)Marktplätze schaffen.
  • Logistik: Dieselprivileg abschaffen, LKW-Maut ausweiten, Leerfahrten mit gutem, innovativen Logistikkonzepten vermeiden, Zustellung klimaverträglich abwickeln

Tipps zur persönlichen Umsetzung:

  • Regionalen, saisonalen und biologischen Lebensmitteln den Vorzug geben.
  • Je unverarbeiteter und vollwertiger die Lebensmittel, umso weniger Masse ist beim Einkauf nötig. Auch die Verpackung sorgt für ein größeres Einkaufsvolumen und damit einhergehend für den Wunsch nach einem bequemen Einkauf mit dem Auto. Wasser aus der Wasserleitung kostet wenig und muss nicht erst heim transportiert werden.
  • Lebensmittelverschwendung vermeiden! Die Umweltauswirkungen der Lebensmittelproduktion und des -konsums werden noch verstärkt, wenn Lebensmittel verschwendet und nicht konsumiert werden.
  • Auch bei anderen Produkten auf Regionalität achten. Selbst Online-Kauf geht auch „möglichst regional“.
  • Wünsche an die Politik aber auch Wirtschaft formulieren und äußern!
  • Den Einkauf zu Fuß oder mit dem Fahrrad gleich als Bewegung im Alltag sehen und dies als (neue) Gewohnheit einbauen. Die WHO empfiehlt mindestens 150 Minuten Bewegung pro Woche2 – auf wie viel kommst du? Das Altglas regelmäßig zu Fuß entsorgen, statt eine Großfuhr alle paar Wochen. Da gibt es viele Möglichkeiten.
  • Öfter am Heimweg von der Arbeit einen Einkauf erledigen, die Menge somit aufteilen, damit samstags kein Großeinkauf mit dem Auto erledigt werden muss.
  • Mehrere Wege zusammenlegen und gut planen.
  • Ein oder zwei Fahrradkörbe oder Packtaschen erleichtern den Transport mit dem Fahrrad. Beim Radeln gilt: Rucksäcke sind sowohl bequemer als auch weniger gefährlich als Handtaschen. Die Anschaffung eines Lastenrades überlegen.
  • Mit Nachbarn oder auch Kolleg*innen zusammentun und Wege teilen. Vor allem älteren und gehbehinderten Personen Wege abnehmen oder auch bei ihren Wegen helfen, da sie oft aus Gründen der Unabhängigkeit den eigenen PKW wählen. Verabschieden wir uns von diesem häufig gehörten Argument: Ein Mehr an Miteinander ist keine Gefahr für die Eigenständigkeit älterer Menschen.

Weitere interessante Beiträge auf unserem Blog:

Quellen:

  • 1 – https://www.integral.co.at/expertise/regionalitaet
  • 2 – https://www.gesundheit.gv.at/leben/bewegung/gesund-durch-sport/bewegungsempfehlungen-erwachsene.html
  • 3 – https://www.umweltprofis.at/allgemein/wissenswertes/lebensmittelverschwendung.html
  • https://vcoe.at/presse/presseaussendungen/detail/vcoe-market-zwei-drittel-von-oesterreichs-bevoelkerung-haben-nahversorgung-in-fusslaeufiger-distanz
  • https://vcoe.at/publikationen/vcoe-factsheets/detail/regionale-kreislaeufe-reduzieren-verkehrsaufwand
  • https://vcoe.at/presse/presseaussendungen/detail/vcoe-anzahl-lkw-leerfahrten-in-oesterreich-stark-gestiegen-jeden-3-kilometer-fahren-lkw-leer
  • https://www.vulkanland.at/lebensraum/zukunftsfaehige-lebensweise/essen-trinken/#1537788655927-89075d2c-526f
  • https://boku.ac.at/fileadmin/data/H03000/H81000/H81300/upload-files/Forschung/Lebensmittel/Leitfaden-Lebensmittel-Verpackungen-V1.pdf

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