Die richtige Ernährung fürs Klima
Die Planetary Health Diet (PHD), ein erst 2019 von Wissenschaftlern der EAT Lancet Kommission ausgearbeiteter Speiseplan, schützt sowohl die Gesundheit von uns Menschen, als auch die unseres Planeten. Um alle Menschen dieser Erde bis zum Jahr 2050 nachhaltig und gesund zu ernähren, ist eine grundlegende Veränderung unserer Landwirtschaft und Ernährungsweise nötig. Denn man rechnet bis 2050 mit rund 10 Milliarden Menschen auf unserer Erde.
Ist-Zustand
Die Landwirtschaft ist für rund 30% der globalen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Zudem verursacht sie 70% des weltweiten Wasserverbrauchs. Überdies sind derzeit einerseits ca 2 Milliarden Menschen mangelernährt, andererseits im globalen Norden jede*r zweite Erwachsene übergewichtig.
Alarmierende Klimawerte, Zivilisationskrankheiten aber auch Hungersnöte. Wir essen zu viel Zucker, Salz und Fett, zu viele verarbeitete Lebensmittel und zu viele tierische Produkte. Dies wirkt sich nicht nur negativ auf unsere Gesundheit, sondern auch auf unseren Planeten aus. Außerdem gehen viele Lebensmittel in der Kette von Produktion, Verarbeitung, Vertrieb und Haushalte verloren. Mehr als ein Drittel der Nahrungsmittel werden weggeschmissen oder schaffen es aufgrund diverser Vorgaben oder auch Profitstreben gar nicht in den Verkauf. Dem muss entgegen gewirkt werden.
Inhalt der Planetary Health Diet
Die Planetary Health Diet ist keine vegane oder vegetarische Ernährungsform, aber deutlich fleischreduziert. Da vor allem die Herstellung von tierischen Produkten eine enorme ökologische Belastung darstellt, aber deren übermäßiger Konsum auch gesundheitliche Probleme nach sich zieht, sind diese nur sehr begrenzt enthalten. Wesentliche Inhalte der PHD:
- Reduktion tierischer Produkte auf ein Viertel
- Verdopplung der Menge an pflanzlichen Produkten, die gerade Saison haben, wie Obst, Gemüse, Nüssen und Hülsenfrüchten
- Verbesserung der Lebensmittelproduktion (Vermeidung langer Transportwege, übermäßiger Verpackung und umweltschädlicher Pestizide)
- Vermeidung von Lebensmittelverschwendung
Richtwerte:
Für alle Lebensmittel wurde ein „sicherer Handlungsspielraum“ ermittelt, der Probleme wie Mangelernährung oder ernährungsbedingte Zivilisationskrankheiten vermeidet aber auch die Erde nicht über ihre Grenzen ausbeutet.
- Täglich 230 g Vollkorngetreide: z.B. 2 Scheiben Vollkornbrot und 6 EL Haferflocken oder 3 EL Müsli, 1 Portion Getreidereis, und 1 Scheibe Vollkornbrot
- 350 g Erdäpfel pro Woche: z.B. 2 x pro Woche je 3 mittelgroße Erdäpfel
- Täglich 300 g Gemüse: z.B. je eine Handvoll Paprika, Vogerlsalat und Brokkoli oder je eine Handvoll Paradeiser, Kürbis und Lauch oder anderes Gemüse aus der Saison
- Täglich 200 g Obst: z.B. je eine Handvoll Äpfel, Pfirsiche oder anderes Obst der Saison
- 525 g Hülsenfrüchte pro Woche, 75g pro Tag: also täglich eine Portion Linsen, Kichererbsen, Bohnen, Sojadrink oder Tofu
- 350 g Nüsse pro Woche: z.B. täglich eine Handvoll Walnüsse, Haselnüsse, Kürbiskerne oder Sonnenblumenkerne
- 250 g Milchprodukte am Tag: z.B. ein kleines Joghurt und 1 Stück Käse
- max 100 g Fleisch (Rind, Schwein oder Lamm) pro Woche: z.B. 2 x pro Monat ein Steak á 200 g oder 2 x pro Woche Wurst á 50 g
- max 200 g Geflügel pro Woche: z.B. 1- 2 Portionen Hendlfleisch
- 1 x Fisch pro Woche
- 2 kleine Eier pro Woche
- 40 g (20-80g) hochwertige Fette: Täglich 3 – 4 EL Pflanzenöl (Raps-, Oliven-, Sonnenblumen-, Walnussöl…)
- max. 12 g gesättigte Fette
- max. 30 g Zucker am Tag (alle Arten von Zucker, 1 Glas Saft oder 4 Schokokekse)
Die Eat Lancet Kommission hat bei der PHD aber auch Unterschiede in der Ernährungsweise, bedingt durch Kultur, klimatische Anbaubedingungen, Statur und Vorlieben, berücksichtigt. Der Leitfaden und die Empfehlungen können daher auch leicht angepasst werden. Er basiert auf einem täglichen Kalorienverbrauch von 2500 kcal.
Wenn sich die ganze Welt an diesen Speiseplan halten würde, könnte man – so schätzen die Wissenschaftler*innen – jährlich rund 11 Millionen Todesfälle aufgrund ungesunder Ernährung vermeiden.
Welche Faktoren berücksichtigt die Planetary Health Diet?
- Gesundheit
- Klima (Treibhausgas-Emissionen)
- Auswirkungen auf Süßwasser
- Verunreinigung von Wasser und Böden
- Verlust von Biodiversität
Ziele der Planetary Health Diet
Diese Ernährungsempfehlung soll es ermöglichen, unsere wachsende Weltbevölkerung gesund und vielseitig mit Nahrungsmitteln zu versorgen, ohne die ökologischen Belastungsgrenzen unseres Planeten zu überschreiten. Mit der Planetary Health Diet sollen
- alle Menschen trotz steigender Weltbevölkerung ausreichend ernährt,
- die Klimaziele und die gegebenen planetaren Grenzen eingehalten und
- die Menschen möglichst gesund ernährt werden.
Die Landwirtschaft könnte mit der Planetary Health Diet fast treibhausgasneutral werden. Neben der veränderten Ernährungsweise müsste aber auch noch die Lebensmittelproduktion verbessert und Lebensmittelabfälle stark reduziert werden.
Die Planetary Health Diet kann als Ernährungsmodell der Zukunft betrachtet werden. Auf die eigenen Vorlieben umgesetzt, Zucker- und Fleischmenge reduziert, Vollkorn- statt Weißmehl, Gemüse und Obstmenge sowie Hülsenfrüchte erhöht.
Planetary Health Diet
Summary Report „Food Planet Health“ (32 Seiten): https://eatforum.org/content/uploads/2019/01/EAT-Lancet_Commission_Summary_Report.pdf
Link zu mehr Infos: https://eatforum.org/eat-lancet-commission/the-planetary-health-diet-and-you/
Hinweis: Warum ist überhaupt Fleisch dabei?
Wenn sich jemand wundert, warum die Planetary Health Diet überhaupt (rotes) Fleisch beinhaltet, dann liegt dies daran, dass dieser Speiseplan eine Empfehlung für Menschen der ganzen Welt ist. In vielen Bereichen der Erde sind gesunde ausreichende pflanzliche Nahrungsmittel aber (noch) nicht einfach zu bekommen. In diesen Ländern gehören Produkte aus der Haltung der eigenen Rinderherden zu den am besten verfügbaren, sauberen Lebensmitteln. Das Fleisch kann aber wo möglich ohne Probleme weggelassen und durch etwas anderes ersetzt werden.
Quellen:
- https://eatforum.org/content/uploads/2019/01/EAT-Lancet_Commission_Summary_Report.pdf
- https://www.umweltberatung.at/planetary-health-diet
- https://www.bzfe.de/nachhaltiger-konsum/lagern-kochen-essen-teilen/planetary-health-diet/
- https://utopia.de/news/planetary-health-diet-deutschland-auswirkungen-auf-die-landwirtschaft/
- https://de.wikipedia.org/wiki/Planetary_Health_Diet
- https://www.foodwatch.org/de/frage-des-monats/2021/planetary-health-diet-der-speiseplan-zur-weltrettung/
- https://www.oekotest.de/essen-trinken/Planetary-Health-Diet-Gute-Ernaehrung-fuer-uns-und-fuer-die-Erde_11128_1.html
- https://www.klimawandel-gesundheit.de/planetary-health/ernaehrung/
- @healthforfuturems
Weitere interessante Links zu Themen der nachhaltigen Ernährung auf unserem Blog:
- Wissenswertes zum Forschungsprojekt CITY.FOOD.BASKET – Nachhaltige Warenkörbe – Dieser Beitrag hier erschien im Rahmen dieses Projektes.
- Nahrungsmittel aus der Region (mit Listen zu Abhofverkäufen in Graz, zu Kisterl-Angeboten, Bauernmärkten, Automaten, uvm)
- Warum eigentlich bio?
- Warum eigentlich regional?
- Warum eigentlich saisonal? (folgt)
- Direktvermarktung in der Landwirtschaft
- Ursprungsbezeichnung „g.U.“ und „g.g.A“
- Wissenswertes über Hühnereier
- Bauernmärkte in Graz – ein Überblick
- Marktgärtnerei – Market Gardening
- Food-Coops – Lebensmittelkooperativen
- Slow Food
- Ernährungsweisen – Definitionen
- Planetary Health Diet
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