Vorteile eines aktiven Schulweges
Das neue Schuljahr startet und wieder werden sich täglich frühmorgens tausende Grazer Schülerinnen und Schüler, Lehrer und Eltern auf den Weg zur Schule oder zur Arbeit machen. Elterntaxis nennt man jene Autos, die bis vor die Schule fahren, um ihre Kinder zu bringen und zu holen. Der Schulweg wird nicht aktiv bestritten. Viel Verkehr, viel Stau, CO2-Ausstoß und viele Abgase entstehen. Es ist allerdings vielen nicht bewusst, dass auch die Kinder direkte Nachteile durch das Elterntaxi haben.
Warum ist es wichtig, dass unsere Kinder nicht von Haustür bis Schultor geführt werden, sondern den Schulweg quasi bewusst (alleine) meistern, sei es zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln?
Nicht so müde …
Die Kinder erhalten passiv im Auto sitzend keine Chance, am Weg richtig aufzuwachen und beginnen den Unterricht noch nicht startklar, sie bleiben müde und antriebslos. Würden sie sich an der frischen Luft bewegen, wird der Kreislauf angeregt, das macht munter und glücklicher.
Stillsitzen während den Schulstunden fällt mit Bewegung davor leichter und Konzentration ist besser möglich.
Mehr Abenteuer …
Gemeinsam mit anderen Kindern in und von der Schule zu marschieren und zu quatschen ist für soziale Kontakte ganz wichtig. Der Schulweg ist oft der erste kleine Lebensraum, der mit Freunden entdeckt wird und die Kids profitieren vom gemeinsamen Weg.
Mehr Bewegung …
Kinder, die sich auch am Schulweg bewegen können, sind fitter, weniger übergewichtig und gesünder. Bewegung (bei jedem Wetter) stärkt die Abwehrkräfte und beugt Haltungsschäden vor.
Mehr Selbstständigkeit …
Kinder aus Elterntaxis trauen sich weniger zu, es wird ihnen die „Mühe des Schulweges“ abgenommen.
Mehr Übung mit Gefahren …
Besorgte Eltern wollen ihre Kinder mit dem Taxi-Dienst ja eigentlich gerade vor Gefahren beschützen. Aber: Rücksitz-Kinder lernen nicht, mit Gefahren im Straßenverkehr umzugehen, können im Stadtverkehr später nicht Rad fahren und sind ängstliche, unsichere Verkehrsteilnehmer. Eltern nehmen diesen Kindern eine Entwicklungsmöglichkeit. Kinder, die eigenständig zur und von der Schule gelangen, nehmen ihre Umgebung viel bewusster wahr, können sich besser orientieren und sich mit anderen Verkehrsteilnehmern verständigen.
Keine Schaffung neuer Gefahrenquellen …
Das Elterntaxi erhöht dagegen sogar die Gefahr, dass Kinder an einem Unfall beteiligt sind. Einerseits verunglücken statistisch gesehen mehr Kinder im Auto der Eltern und nicht als Fußgänger oder Öffi-Nutzer am Schulweg, andererseits wird es durch den zunehmenden Verkehr zu Stoßzeiten vor den Schulen auch für andere Kinder und Verkehrsteilnehmer gefährlicher.
Besseres Vorbild …
Eltern werden verunsichert, wenn viele andere ihre Kinder jeden Meter begleiten. Je mehr Kinder alleine unterwegs sind, dies bei jedem Wetter und auch bei Dämmerung, umso mehr andere machen dies nach. Am wirksamsten ist es, wenn das Kind eines Tages selbst nicht mehr wünscht, gefahren zu werden.
Weniger Abgase …
Manche Eltern bringen ihre Kinder vielleicht auch im Winter deshalb in die Schule, weil die Grazer Luft so schlecht ist, ohne sich dessen im Klaren zu sein, dass sie selbst dafür sorgen. Erst vor kurzem gehört: Nicht zu unterschätzen ist die Höhe des Feinstaubs im Innenraum eines Autos, drei bis vier Meter daneben (somit am Gehweg?) soll diese laut Experten bereits niedriger sein.*
Weitere Tipps für Elterntaxis:
Sollte es unumgänglich sein, die Kinder mit dem Auto zu bringen, dann könnten vielleicht diese Tipps beachtet werden:
- Wenn möglich, Fahrgemeinschaften bilden und gleich mehrere Kinder mitnehmen.
- Ein paar hundert Meter von der Schule entfernt parken und die Kinder das letzte Stück laufen lassen.
- Bessere öffentliche Verkehrsmittel und Verbindungen fordern.
- Eine Möglichkeit wäre auch die Bildung von sogenannten „Schulstraßen“ : das heißt ca. eine halbe Stunde vor Schulbeginn werden die Straßen vor bestimmten Schulen für den Autoverkehr gesperrt. In Graz machen ab Herbst 2023 drei Volksschulen mit. Mehr dazu hier: Schulstraßen
- Rund 25 sogenannter „Elternhaltestellen“ gibt es bereits bei Grazer Schulen. Diese sind nicht unmittelbar vor der Schule, sondern 100 bis 300 Meter entfernt zu finden, sollen die morgendlichen Staus vor Schulen vermeiden sowie zur Sicherheit beim Aussteigen beitragen.
- Nicht zu unterschätzen ist die Macht des Einzelnen: Sprecht Missstände in den Schulen eurer Kinder an und versucht etwas zu bewegen!
- Welche Vorschläge habt ihr noch?
*Quelle: https://tvthek.orf.at/profile/konkret/13887640/konkret/13988127/Feinstaub-gefaehrlicher-als-gedacht/14360055 (war leider nur bis zum 12.9.2018 verfügbar) ORF konkret vom 6.9.2018, Umweltmediziner Dr. Hans-Peter Hutter (MedUni Wien)
Dieser Beitrag wurde ursprünglich am 11.9.2018 veröffentlicht und aktualisiert am: 7.9.2023, 11.9.2022, 13.9.2021, 8.9.2020, 6.9.2019.
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„Eltern werden verunsichert, wenn viele andere ihre Kinder jeden Meter begleiten. Je mehr Kinder alleine unterwegs sind, dies bei jedem Wetter und auch bei Dämmerung, umso mehr andere machen dies nach.“
Nicht nur das – die Sicherheit des Einzelnen Fußgängers/Radfahrers wird nachweislich erhöht, je mehr so unterwegs sind!!
Hier noch ein Hinweis auf die sehr interessante Publikation „Wie Städte die Mobilitätswende voranbringen“ vom VCÖ, in der auf S. 17 auch diese „Schulstraßen“ behandelt werden. Ich denke, wenn genug Menschen bei der Gemeinde/Stadtverwaltung danach fragen, wird es bald mehr davon geben!
Auf https://www.vcoe.at/service/schriftenreihe-mobilitaet-mit-zukunft-pdf-und-print kann man die Publikation kostenlos als PDF (und um Eur 30,- als Print) beziehen – und viele andere interessante Publikationen auch noch, wie ich gerade gesehen habe.