Ist Fliegen und Nachhaltigkeit kompatibel?


Gastbeitrag von Anna Kodek (Verantwortungsvoll Reisen)

Die Idee zu diesem Blog-Beitrag entstammt einer Diskussion von mir und einer lieben Bekannten. Ausschlaggebend war folgendes Zitat von mir: „Die nachhaltigste Reise ist die, die wir nicht antreten.“

Was interpretierst du in dieses Zitat hinein?

Wenn wir uns mit fossilen Brennstoffen, egal in welcher Form von unserem Haus fortbewegen, ist das meiner Meinung nach nicht nachhaltig, so wie der westliche Lebensstil und die entstandene Globalisierung per se als nicht nachhaltig zu bezeichnen ist.

Zurück zu gehen in die vorindustrielle Zeit ist genauso wenig realistisch, als das Fliegen von Haus aus zu verdammen.

Auf der einen Seite hat ein verantwortungsvoller Tourismus viel dazu beigetragen, dass Schutzgebiete wie Nationalparks entstanden sind und Tiere vor Wilderei besser geschützt werden. Die lokale Bevölkerung hat durch einen Tourismus auf Augenhöhe ein faires Einkommen generiert und dieser schafft eine solide Lebensbasis. Diese Quintessenz gilt auch für viele Menschen, die nicht unmittelbar mit den Reisenden selbst arbeiten, sondern in Form von anderen Dienstleistungen (Handwerker, Elektriker, Müllabfuhr, Landwirte, Mechaniker, usw.) einen wertvollen Beitrag leisten.

Auf der anderen Seite tragen die beim Fliegen entstandenen Emissionen, wie Kohlendioxid, Wasserdampf, Stickoxide, Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid, Kohlenwasserstoffe und Feinpartikel massiv zur Klimaerwärmung bei. Manche Gase stärker, manche schwächer. Im Jahr 2018 haben wir laut ICCT (The international council on clean transportation) 800 Millionen Tonnen Treibhausgase, verursacht durch kommerzielle Flüge, ausgestoßen. Das entspricht rund 2,4 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen.

Das oben genannte Zitat bezieht sich auf eine und für mich persönlich wichtigste Hauptsäule der Nachhaltigkeit: Die ökologische Nachhaltigkeit.

Kippt das Klima, nützt uns die soziale und ökonomische Nachhaltigkeit wenig. In diesem „worst case Szenario“ geht es kurz oder lang um das nackte Überleben der Spezies Mensch.

Befragst du mit diesem Zitat Klimaaktivisten, Wissenschaftler oder Mitarbeiter der verschiedensten NGO´s wirst du eine andere Antwort erhalten, als wenn du Piloten, Hoteliers, Reedereien oder Reiseveranstalter danach fragst.

Was ist die Erkenntnis?

Die Antwort auf meine Frage „Ist Fliegen und Nachhaltigkeit kompatibel?“ nicht mit einem Ja oder Nein zu beantworten ist. Was richtig und was falsch ist liegt im Auge des Betrachters und der Sichtweise und hängt oft von wirtschaftlichen Interessen ab. Wo liegt die Definition, wo ziehen wir die Grenze?

In meinen Augen gibt es kein richtig oder falsch, wir sind alle nicht perfekt aber wir bemühen uns die Erde zu einem lebenswerten Ort für alle zu machen.

Ein Schritt in die richtige Richtung ist, Kostenwahrheit zu schaffen. Flugtickets zu einem Preis anzubieten, die eine gut fundierte Lebensgrundlage für die Arbeitnehmer*innen von Fluglinien schafft, eine „Öko-Steuer“ (gekoppelt an die Flugkilometer) enthält, das Kerosin, wie oft gefordert, endlich zu besteuern und dass jeder Flug ausnahmslos mindestens mit dem Faktor 2,7[1] kompensiert wird. Subventionen für Fluglinien, Flughäfen etc. sollten der Vergangenheit angehören.

Das Fliegen ist medial durch Flugscham und Co sehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Solch eine Medienaufmerksamkeit wünsche ich mir auch in anderen Wirtschaftszweigen. Welche Sektoren das sind, hat das Europäische Parlament (Stand 2018) für dich hier zusammengefasst.

Dem Zitat vom Linzer Tourismusdirektor Georg Steiner schließe ich mich tausendprozentig an: „Die höchste Form einer gelungenen Reise ist Transformation durch Erleben und Begegnungen. Mit einer Reise soll jeder eine persönliche Veränderung spüren und diese mit nach Hause nehmen.“

Mit Respekt, Offenheit, Toleranz und Neugierde unterwegs zu sein, trägt zur Völkerverständigung bei, eröffnet dir neue Horizonte. Du kannst dich besser in eine andere Sphäre hineinversetzen, wenn du mit allen Sinnen selbst erlebt hast, wie sich Fremde in deinem Herzen anfühlt und welche Spuren sie im Kopf hinterlassen hat.


[1] Die Gesamtklimawirkung in dieser Höhe ist mindestens zwei- bis fünfmal so hoch als der reine CO2-Effekt (Umweltbundesamt, 2019).

Erlebe eine Fernreise als das, was es einmal war: Als etwas Besonderes und eine für dich prägende und außergewöhnliche Zeit. Der wahre Luxus auf Reisen ist Zeit, verschwende diese nicht im Glauben, alles in kurzer Zeit sehen zu müssen und bereite dich intensiv mit Büchern, Filmen etc. auf dein Land vor. Spare auf dieses Erlebnis hin, so wie du auch auf ein Kunstobjekt, ein wertvolles Schmuckstück oder ein Ballkleid sparst.

Erlebtes kann dir nicht mehr genommen werden. Es gehört zu dir, formt dich und ist ein Teil deiner Persönlichkeit. Reisen bildet, verbindet und bereichert! Yeah!!

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