Kühlschrank – mit oder ohne?


Viele machen sich dieser Tage auf die Suche nach den Stromfressern im Haus und haben vielleicht auch ihren Kühlschrank im Verdacht, viel Energie zu brauchen und damit die Stromrechnung in die Höhe zu treiben. Bei neuen Kühlschränken ist der Stromverbrauch schon relativ gering, bei älteren und größeren Modellen ist es bestimmt eine Überlegung wert, wie die verschwendete Energie besser genutzt werden könnte. Doch geht es ganz ohne Kühlschrank? Im Folgenden einige Überlegungen, Ideen und Alternativen zum Kühlschrank.

 Vstretimsya Na Rassvete auf Unsplash

Lebensmittel, die keinen Kühlschrank brauchen

Oft dient der Kühlschrank einfach als Stauraum für Nahrungsmittel, die gar keine Kühlung benötigen, oder sogar lieber ungekühlt bleiben können. Vielfach kommt es einfach auf die richtige Lagerung an!

Gemüse und Obst

Alle Gemüsesorten, die viel Wasser beinhalten wie Gurken, Zucchini, Paprika und Tomaten, außerdem Zwiebel und Knoblauch sollte man auch des Geschmackes wegen außerhalb des Kühlschranks lagern. Kohlsorten, Kartoffeln, Süßkartoffeln und Kürbisse sind ebenso mit einem dunklen, etwas kühleren Ort zufrieden. Radieschen, Karotten und andere Gemüsesorten sollte man vor der Lagerung von den Blättern befreien, da sie dem restlichen Teil Nährstoffe und Feuchtigkeit entziehen. Siehe dazu auch: (Fast) alles über Radieschen

Abgesehen von Beeren, halten sich Früchte auch außerhalb des Kühlschranks gut, wenn sie richtig gelagert werden. Dabei kommt die Haltbarkeit auf die Nachbarn an: Äpfel sollten extra liegen, weil sie durch ihr Reifegas anderes Obst und Gemüse schneller verderben lassen. Siehe dazu unseren Beitrag: Tipps – Äpfel richtig lagern. Birnen, Bananen, Nektarinen, Pfirsiche und Tomaten gehören neben Äpfeln zu den fleißigsten Ethylen (Reifestoff)-Produzenten. Sie sollte man nicht gemeinsam mit Gurken, Weißkraut oder Karotten lagern, da diese dann schneller reifen und verderben.

Tropische Früchte wie Orange, Zitrone, Avocado und Co. sind auch keine Fans von Kühlschranktemperaturen, sie verlieren dabei an Geschmack und Vitaminen. Bananen hängen auch am liebsten draußen rum, wie in der Natur eben.

Allgemein gilt: Obst und Gemüse kühl und dunkel lagern. Nicht gemischt lagern und nebeneinander statt übereinander, so bekommt es Luft und hält länger.

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Eier

Eier bewahrt man am besten bei Raumtemperatur im Eierkarton auf, sofern sie davor noch nicht gekühlt waren. So behalten sie auch ihren Geschmack. Haltbarkeit: ca. 18 Tage. Für Speisen mit rohen Eiern immer möglichst frische Eier verwenden. Mehr dazu hier: Wissenswertes über Hühnereier

Butter, Margarine, vegane Butter

In Frankreich schon lange in Gebrauch, um immer perfekt streichfähige Butter zu haben, dient diese Erfindung auch unserem kühlschrankfreien Leben: die französische Butterdose, eine Art Butterkühler. Mit zwei Keramikgefäßen und ein bisschen Wasser bleibt die Butter leicht gekühlt und streichfähig, zudem bis zu einem Monat haltbar. Das Unterteil wird mit kaltem Wasser gefüllt, ins Oberteil kommt die Butter. Die Verdunstung des Wasser kühlt die Butter. Achtung: Butter darf allerdings nicht mit Krümel und Co verunreinigt werden.

Käse

Je nach Raumtemperatur kann Käse auch ein paar Tage ohne Kühlschrank lagern, am besten eingewickelt in ein beschichtetes Papier oder ein Bienenwachstuch. Hartkäse ist dabei länger haltbar als Weichkäse.

Wurst

Dauerwurst wie Salami oder Landjäger sind durch die Produktionsweise schon haltbar gemacht, so dass sie nicht im Kühlschrank gelagert werden müssen.

Senf, Saucen, Eingelegtes

Diese Produkte sind meist durch ihre Erzeugung mit Öl, Essig oder Salz schon so gut konserviert, dass sie keine Kühlung brauchen. Wichtig ist es, immer einen sauberen Löffel zu benutzen, um Verunreinigungen und damit Schimmel zu vermeiden. Für Marmeladen und Co. möglichst kleine Gläser wählen, damit sie nach dem Öffnen innerhalb einiger Tage aufgebraucht werden können.

Fazit

Wir können also festhalten, dass viele Lebensmittel bei zeitgerechtem Verbrauch keinen Kühlschrank brauchen, es kommt eher auf die richtige Lagerung und Nutzung an. Kritisch für die Gesundheit wird es am ehesten bei Frischfleisch, Fisch und Milchprodukten. Diese am besten frisch kaufen und am selben Tag verbrauchen. Hilfreich ist überdies immer ein gut geplanter Einkauf, nicht zu viel zeitgleich zu öffnen und die richtigen Mengen zuzubereiten. Oft sind im Kühlschrank ja auch viel Lebensmittel, die niemand isst. Ungeliebte Marmeladen oder Chutneys daher lieber rechtzeitig weitergeben (Foodsharing-Fairteiler) und nicht permanent sinnlos kühlen.

Aufbewahrung für längere Frische

Sandkiste

Karotten, Sellerie, Rote Beete und anderes Wurzelgemüse kann den Winter in einer Kiste oder Ähnliches mit leicht feuchtem Sand überdauern. Das Grün der Pflanzen vorher abdrehen und kurze Blattansätze stehen lassen, sie dann mit etwas Abstand zueinander in den Sand stecken oder legen und die Sandkiste an einem kühlen, idealerweise feuchten und frostfreien Raum aufbewahren (Keller, Balkon, Schuppen).

Übergangszeit

Im Frühling und Herbst herrschen draußen oft die geeigneten Temperaturen, Lebensmittel einfach am Balkon oder draußen im Schatten aufzubewahren. Große Temperaturschwankungen sowie den Prozess des Einfrierens und Auftauens mag Essbares allerdings gar nicht und auch der Geschmack leidet darunter. Daher ist es ratsam, bei dieser Methode den Wetterbericht und die Temperaturanzeige im Auge zu behalten. Auch eine Isolier- oder Kühlbox kann helfen, Nahrungsmittel aufzubewahren und Temperaturen stabiler zu halten.

Milchprodukte sowie Wurstwaren können gut verschlossen bei Temperaturen von etwa fünf bis sieben Grad auf dem Balkon überdauern. Frisches Fleisch, Fisch und Geflügel dürfen maximal bei vier Grad im Freien gelagert werden. Am besten alles in wasser- und luftdichten Behältern oder der Originalverpackung lagern.

Alternativen zum Kühlschrank

Wer all die vorherigen Tipps beachtet, braucht letztendlich nur einen sehr kleinen, neuen, energieeffizienten Kühlschrank für einige wenige empfindliche Lebensmittel und gekühlte Getränke. Für Gartenbesitzer*innen, Bastler und Handwerker*innen gibt es altbekannte und innovative Alternativen auch ohne Strom.

Erdkeller

Wem ein Garten zur Verfügung steht, der hat schon die idealen Voraussetzungen für einen natürlichen Kühlraum in der Erde. In ländlichen Gegenden wird ein Erdkeller damals wie heute gerne genutzt, denn Erde hat eine konstante Temperatur.

Wolfgang Eckert auf Pixabay 

Für verschiedene kleine und große Erdkeller gibt es zahlreiche Bauanleitungen im Internet. Man kann einen ganzen Raum in die Erde bauen, es reicht aber auch ein Erdloch, in das man einen kleinen Container oder Eimer steckt. Das Ganze mit einer Decke abdecken und mit einer Schicht Stroh, Heu oder Holzspänen isolieren. Auch eine ausgediente Trommel einer alten Waschmaschine kann man mit der Öffnung nach oben in ein Erdloch stecken. Davor am besten einige Zentimeter Sand oder Kies in das Loch füllen, damit das Regenwasser abrinnen kann. Als Abschluss kann man einen Holzdeckel mit isolierender Styroporschicht zimmern.

Verdunstungs-Kühlschrank

Eine simple Version eines Verdunstungs-Kühlschranks, der auch in Afrika große Dienste leistet, kann man selber bauen: Ein kleinerer Blumentopf aus unglasiertem Ton wird in einen größeren Blumentopf gestellt. Den Zwischenraum füllt man mit Sand auf und hält ihn mit etwas Wasser konstant feucht. Das Ganze deckt man mit einem feuchten Tuch ab und stellt den „Kühlschrank“ am besten an einen Ort mit Luftdurchzug, zum Beispiel auf den Balkon.

Als Vorbild für den Selbstbau eines Verdunstungs-Kühlschranks kann auch der „Mitti Cool Fridge“ aus Indien dienen: Er wird aus Lehm gebaut und hat zusätzlich einen Trinkwasserbehälter. Wasser aus einem Tank im oberen Teil des Kühlschranks tropft an den Seiten herunter und erzeugt durch seine Verdunstung kühle Temperaturen im Inneren.

„Save Food From The Fridge“ – Regalsystem

Dekorativ und das Ergebnis überlieferter Beobachtungen von Lebensmitteln ist das spezielle Regalsystem zur Lebensmittellagerung der koreanischen Designerin Jihyun Ryou. Es vereint einige Aspekte, die wir zuvor in diesem Beitrag beschrieben haben: Bei „Save Food From The Fridge“ sind verschiedene Regale so entwickelt, dass beispielsweise Kartoffeln vor Licht geschützt sind und die Äpfel darüber liegen. Das von Äpfeln ausgestoßene Reifungsgas wirkt laut Jihyun Ryou bei Kartoffeln konservierend. Eine Mini-Sandkiste, in die man sein Wurzelgemüse hineinstecken kann, wurde hier ebenfalls in ein Regal verwandelt.

(c)save-food-from-the-fridge

Quellen:

https://praxistipps.focus.de/leben-ohne-kuehlschrank-tipps-wie-sie-lebensmittel-frisch-halten_128327
https://www.hyggelust.de/2018/10/28/ein-leben-ohne-k%C3%BChlschrank-total-verr%C3%BCckt-oder/
https://kleinerleben.de/leben-ohne-kuehlschrank/
https://utopia.de/ratgeber/lebensmittel-frisch-halten-ohne-kuehlschrank/
https://mitticool.com/product/mitticool-clay-refrigerator50-liter/
https://www.mein-schoener-garten.de/lifestyle/essen-trinken/obst-gemuese-das-nicht-den-kuehlschrank-gehoert-44656
https://www.az-online.de/ratgeber/wohnen/kuehlschrank-winter-ausschalten-energie-sparen-lebensmittel-balkon-lagern-zr-91886100.html
https://praxistipps.focus.de/eier-im-kuehlschrank-aufbewahren-oder-nicht-einfach-erklaert_50095
https://www.mein-schoener-garten.de/gartenpraxis/nutzgaerten/gemuese-lagern-4721
https://kuehlex.de/kuehlen-ohne-strom-und-ob-das-geht/
http://www.savefoodfromthefridge.com
https://de.wikihow.com/Topf-in-Topf-K%C3%BChlschrank-zusammenstellen
https://www.smarticular.net/erdkeller-bauen-kartoffeln-aepfel-moehren-lagern-waschmaschinentrommel/

 Weiterführende Links:

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