Radfahren im Winter? Ja!

Infrastruktur und Ausrüstung müssen stimmen, dann natürlich ja!

Graz ist eine Stadt der Radlerinnen und Radler, zumindest im Sommer. Wenn es kalt wird, lassen dann aber doch viele das Fahrrad stehen. Es gibt jedoch einige Mutige, die den Minustemperaturen trotzen und sich auch im Winter mit dem Fahrrad durch die Stadt bewegen. Das Klimaministerium hat für das Radfahren im Winter eine Broschüre herausgeben, welche die Vorteile dieses „Trends“ hervorhebt und zeigt, was es braucht, um sicher durch den Winter zu strampeln.

Wieso radeln (im Winter) uns allen gut tut

Alltagsbewegung

Abgesehen davon, dass Bewegung und Sport im Winter für die mentale Gesundheit enorm wichtig sind, gibt es einige weitere Vorteile, die das Radfahren im Winter mit sich bringt. Das Immunsystem wird gestärkt, Kalorien werden verbrannt, die Gesichtshaut wird durch die Kälte besser durchblutet und einiges mehr. 150 Minuten Bewegung pro Woche empfiehlt die WHO. Besonders im Winter ist dies ohne Bewegung im Alltag schwierig zu erreichen.

Verzicht aufs Auto & Geldsparen

Radeln wir ganzjährig, könnte man komplett auf ein eigenes Auto verzichten (für den Rest tut es dann auch Carsharing). Dadurch kann viel Geld gespart werden.

Einfachere und lebenswertere Stadtplanung

Diesen Ansatz finden wir interessant: Eine gleichmäßigere Aufteilung des Verkehrs das ganze Jahr über wäre für die Stadtplanung einfacher und kostengünstiger. Derzeit muss mit mehr Radverkehr im Sommer und mit mehr PKW- und Öffi-Verkehr im Winter gerechnet werden. Die Infrastruktur muss aber für beides bereit gestellt werden. Es gäbe so mehr Platz und Geld für lebenswertere Städte: Grünflächen, Spielplätze etc. Werden Radwege auch im Winter stark genützt, kann dies auch zu besserer Akzeptanz für eine nachhaltige Verkehrspolitik führen. Autofahrer*innen bzw Autobesitzer*innen sehen es häufig nicht gerne, eine Fahrspur oder Parkplätze zugunsten des Radverkehrs zu opfern.

Umwelt & Klima

Auch auf die Umwelt wirkt sich das Radfahren positiv aus, das Klima wird geschont und wir vermeiden Feinstaub.

In der Broschüre des BMK werden auch Maßnahmen und Strategien für fahrradfreundlichere Städte präsentiert. Dazu gehören auch die rasche Räumung von Schnee und Eis, ausreichend Straßenbeleuchtung oder auch eine angepasste Stadtplanung. Die Ausrede, dass es viel zu kalt und glatt zum Radeln sei, gilt übrigens nur bedingt, denn sogar in der finnischen Stadt Oulu radeln 20 Prozent der rund 200.000 köpfigen Bevölkerung das ganze Jahr hindurch, im Sommer viel mehr. Oulu liegt nördlich des Polarkreises. Aber in Oolu gibt es auch besonders viele, breite und sichere Radwege, die dazu beitragen, dass mehr Menschen ganzjährig aufs Rad steigen. das Fahrrad wir dort als gleichwertiges Verkehrsmittel angesehen.

Wünsche für eine radfahrfreundliche Infrastruktur auch im Winter

Radfahrerinnen und Radfahrer müssen auch im Winter in der Stadt gut vorankommen können. Noch vor einigen Jahren wurde Schnee generell von der Straße auf die Radwege geschoben, fror sich dort fest und wurde zur Falle für wagemutige Radlerinnen und Radler.

  • Ein durchgängiges, sicheres Radwegenetz mit
  • breiten Fahrradwegen oder
  • zumindest baulichen Abtrennungen zwischen Autoverkehr und Radfahrern (Farbmarkierung ist nicht ausreichend) und
  • durchgängig beleuchteten Strecken.
  • Unterführungen an stark befahrenen Straßen.
  • Ein rascher und funktionierender Winterdienst, der auch die Radwege räumt!

Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Ausrüstung

Dunkelheit, Regen, Frost und Schnee müssen kein Grund sein, das Rad ein halbes Jahr lang einzulagern. Radfahren im Winter wird erst dann richtig gefährlich, wenn die Ausrüstung nicht stimmt. Reifen ohne Profil, Kleidung ohne Reflektoren oder andere Mängel des Rades sind im Sommer ebenfalls gefährlich. Im Winter kommt dazu, dass Autos und Fahrräder oft einen längeren Bremsweg zurücklegen müssen, trotzdem ist das Radfahren in den kalten Monaten statistisch gesehen nicht gefährlicher als im Sommer.

Tipps für Radlerinnen und Radler zum sicheren Radfahren im Winter:

Ein breites Profil bietet mehr Halt
  • Informier dich über die Wetterlage. Hat es draußen 10 Grad unter null und liegt der Schnee über einen Meter hoch? Ein gutes Tool ist da die Website von GeoSphere Austria, mehr dazu: Radl-Wetter für Graz
    Herrscht massives Glatteis? Dann lass das Rad vielleicht doch lieber stehen oder warte zumindest bis geräumt wurde. Check bevor du startest den Untergrund, wenn es gar nicht geht, lass dein Rad stehen oder schieb es.
  • Verwende Licht und Reflektoren. Dies sollte zu jeder Zeit Standard sein, aber gerade im Winter ist diese Maßnahme enorm wichtig. Licht am besten schon vor der Dämmerung einschalten. Helle oder reflektierende Kleidung tragen oder zumindest reflektierende Elemente an Armen und Beinen.
  • Akkus: Achtung, Akkus mögen Kälte nicht gerne. Abnehmbare Lichter oder auch Akkus von E-Bikes daher nach der Fahrt ins Innere bringen.
  • Breite Reifen verwenden. Bei Schnee und Glätte sind besonders dünne Reifen mit glattem Profil gefährlich. Also das Rennrad lieber zuhause lassen.
  • Etwas weniger Luft im Reifen bringt bessere Haftung. Daher nicht ganz aufpumpen.
  • Sattel etwas tiefer stellen, um ein schnelles Absteigen bei Wegrutschen zu ermöglichen.
  • Ketten schmieren. Durch die Feuchtigkeit, das Salz und andere Einflüsse leidet deine Kette im Winter besonders. Wird sie jedoch regelmäßig geschmiert und gereinigt, kann wenig schiefgehen!
  • Stell dein Rad unter. Dein Rad sollte nie im Regen stehengelassen werden und vor allem nicht im Winter. Schon ein kleines Vordach oder ein Carport machen einen großen Unterschied.
  • Reinige dein Rad. Schnee und Salz macht jedem Rad zu schaffen. Falls du daher dein Rad liebst, tue ihm was Gutes und reinige es in der Winterzeit öfter.
  • Damit das Schloss nicht einfriert, sorg dafür, dass der Zylinder nach unten schaut und kein Schmelzwasser eindringen kann, das danach gefriert. Sicherheitshalber einen Enteiser dabei haben.
  • Zieh dich nicht zu warm an. Dieser Tipp klingt vielleicht paradox, aber wie z.B. beim Wandern macht ein „Zwiebelsystem“ Sinn. Nimm am besten einen Rucksack mit und zieh dir mehrere Schichten an. Eine Jacke, die bis zu den Oberschenkeln reicht hilft enorm. Oder ein Thermorock über der Hose. Beobachte, wo deine Schwachstellen sind, wo wird dir schnell kalt und dann setze dort an und besorg dir die richtige Ausrüstung. Das Wichtigste ist es, dass du nicht zu sehr schwitzt, denn so wird das Immunsystem anfälliger. Atmungsaktiv, wind- und wetterfest. Kopf, Hände und Füße sollten besonders gut vor der Kälte geschützt werden. Ein Mundschutz schont Hals und Bronchien beim Atmen.
  • Plane deine Route. Auch wenn der kürzeste Weg über den Jakominiplatz führt, nimm dir lieber zwei Minuten mehr Zeit und umfahre die sich kreuzenden Straßenbahngleise. Diese können im Winter wirklich unglaublich rutschig werden!
  • Bei nassem oder gefrorenem Untergrund ist der Bremsweg länger. Daher langsamer fahren, bremsbereit sein und einen größeren Abstand zu anderen Verkehrsteilnehmern halten. Verzichte darauf, in Kurven oder auf Eis zu bremsen oder stark zu treten. Frühzeitig und maßvoll bremsen.
  • Besondere Vorsicht: Bei eisernen Kanaldeckeln, Straßenbahnschienen und Straßen mit Kopfsteinpflaster. Das Tolle: Wir können immer einfach absteigen und bei gefährlicheren Stellen schieben!

Übrigens …

Die Zeiten haben sich geändert. Erstens gibt es weniger oft Schnee in Graz und zweitens werden seit ein paar Jahren auch Radwege möglichst rasch geräumt – etwas, das früher in der autogerechten Stadt nicht so war. Falls der Radweg aber nicht nur unzureichend geräumt sind, ist die Benützung aus sicherheitstechnischen Gründen unzumutbar und die Benutzungspflicht entfällt. Dann darf man auch auf der geräumten Straße fahren.

International Winter Bike to Work Day

Am zweiten Freitag im Februar wird außerdem wieder der „International Winter Bike to Work Day“ begangen, um auf das Alltagsradfahren im Winter aufmerksam zu machen. Heuer am 9. Februar 2024! Die Idee ist zu zeigen, dass Radfahren im Winter funktioniert, Spaß machen kann und eine Reihe von Vorteilen bietet.

Weiterführende Links:

  • Tipps von der radloby.at: radlobby.at/winter
  • Infos des BMK: bmk.gv.at/themen/mobilitaet/fuss_radverkehr/publikationen/radfahrenimwinter.html
  • https://www.sueddeutsche.de/reise/radfahren-winter-sicherheit-tipps-1.5705949?reduced=true
  • https://www.radfahren.de/service/radfahren-im-winter-tipps/
  • https://www.radfahren.de/allgemein/10-tipps-zum-radfahren-im-winter/
  • https://infothek.bmk.gv.at/tipps-radfahren-im-winter/
  • https://www.zeit.de/mobilitaet/2016-12/radfahren-winter-schnee-stadtrad-oulu/komplettansicht

Weitere interessante Beiträge auf unserer Webseite für Radl-Fans:

Dieser Beitrag erschien erstmals am 28. Jänner 2022 [chr] und wurde zuletzt aktualisiert am: 11.01.2024 und 8.2.2023 [jeweils bea].

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