Selbstbestimmung beim Lebensmitteleinkauf durch Genossenschaften
Erschwingliche regionale und Bio-Produkte kaufen, wobei die Produzent*innen dennoch fair dafür bezahlt werden – wer wünscht sich das nicht? Eine Wirtschaftsform, in der das möglich ist, sind Mitmach-Supermärkte. Als Genossenschaft organisiert, schalten sie den Zwischenhandel aus. Die Mitglieder bestimmen gemeinsam, was im Supermarkt angeboten werden soll und arbeiten auch einige Stunden im Monat mit.
Vorreiter der Food Coops
Hansalim in Süd-Korea ist die größte Organisation der solidarischen Landwirtschaft. Dabei kooperiert Hansalim mit über 2.000 Bauernhöfen, die zahlreiche Haushalte in eigenen Hansalim-Läden versorgen. Weitere Vorreiter sind die „Park Slope food coop“ in Brooklyn, New York. Sie wurde bereits 1973 gegründet. Nach diesem Vorbild funktioniert seit einigen Jahren auch die Pariser Kooperative „La Louve“ in Paris. 2021 hat dann der genossenschaftliche Mitmach-Supermarkt in München, und auch SuperCoop in Berlin geöffnet. Hierzulande steht MILA in Wien als Mitmach-Supermarkt in den Startlöchern und will 2024 eröffnen. Bereits jetzt gibt es einen Mini-Markt, zum Start brauchen sie etwa 1.500 Mitglieder, um ein reichhaltiges Sortiment zu attraktiven Preisen anbieten zu können. Ebenfalls in Wien soll im Herbst 2024 „Morgenrot“ entstehen.
Im kleinen Rahmen gibt es in vielen Ländern Genossenschaften, die gemeinsam Lebensmittel direkt bei den Landwirt*innen bestellen. In Graz und der Steiermark sind das die Foodcoop KrautKOOPf, FoodCoop Eggenlend und die Lebensmittelkooperative Deutschlandsberg (LKDL).
Wie ein Mitmach-Supermarkt funktioniert
Vom Prinzip her funktionieren die erwähnten Mitmach-Supermärkte sehr ähnlich. Sie sind als Genossenschaft organisiert. Der Regelanteil, um der Genossenschaft beizutreten, beträgt zwischen 100 und 200 Euro. Für Leute, die es sich nicht leisten können, gibt es auch einen geringeren solidarischen Anteil. Danach haben sie Zugang zu den Lebensmitteln und Produkten, die nach gemeinsam beschlossenen Kriterien ausgewählt werden. Die Waren kommen meist von Klein- und Kleinstbetrieben, oft spielt regional, Bio, unverpackt oder andere nachhaltige Kriterien eine große Rolle. Produkte, die bald das Mindesthaltbarkeitsdatum erreichen, werden besonders gekennzeichnet und vergünstigt, um zu sparen und weniger Müll zu verursachen.
Einkaufen darf allerdings nur, wer der Genossenschaft zuvor beigetreten ist. Außerdem verpflichtet sich jedes Mitglied, drei bis vier Stunden im Monat im Supermarkt mitzuarbeiten. An der Kassa, bei der Regalbetreuung, usw. Damit der Arbeit nichts im Wege steht, bieten einige Mitmach-Supermärkte sogar eine Kinderbetreuung an. Neben den Mitgliedern gibt es einige wenige Angestellte für die Leitung und die kontinuierliche Betreuung des Supermarktes. Die Mitglieder der Kooperation schätzen auch die Gemeinschaft besonders, die hier durch das Mitspracherecht bei Entscheidungen und den Begegnungen und der Arbeit im Supermarkt entsteht.
Produzent*innen stärken, Preise niedriger
Durch die selbstorganisierte Struktur der Mitmach-Supermärkte mit weniger Personalkosten und den direkten Handel zwischen Landwirt*innen und Käufer*innen, kosten Lebensmittel und viele andere Produkte des täglichen Bedarfs hier durchschnittlich ca. 20 Prozent weniger als im Biomarkt. Nachhaltige Produkte werden so erschwinglich für alle. Bäuerinnen und Bauern bekommen ihrerseits faire Preise für ihre Produkte, die nicht der Politik einer Supermarktkette und dem Maximieren von Gewinn unterliegen.
Wer hat Lust bekommen, auch in Graz einen Mitmach-Supermarkt zu starten? Den Bedarf würde es auf jeden Fall geben!
Hier noch der Trailer zum Film über die „Park Slope Food Coop“ in New York:
Quellen:
https://www.zukunftsinstitut.de/kunden/zentis-trendnews/trendnews-8/solidarische-landwirtschaft-ein-neues-wirtschaftsmodell/
https://www.mila.wien/de/
https://brennstoff.com/artikel/hansalim-alles-lebendige-bewahren/
https://www.waschbaer.at/magazin/mitmach-supermarkt-infos/
https://www.derstandard.at/story/2000120839381/ein-mitmach-supermarkt-fuer-wien
https://cooplalouve.fr/
https://www.foodcoop.com/
https://www.one-world-award.de/hansalim-korea.html
MILA: https://www.mila.wien/
Morgenrot: https://morgenrot.wien/
Weitere Beiträge zu FoodCoops:
- Foodcoops-Lebensmittelkooperativen
- KrautKOOPf – Graz
- EggenLend – Graz
- Lebensmittelkooperative Deutschlandsberg (LKDL)
Weitere interessante Beiträge auf unserem Blog:
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- Bauernmärkte in Graz – ein Überblick
- Das isst Österreich – Initiative des Bundes zur regionalen Ernährung
- Marktgärtnerei – Market Gardening
- Food-Coops – Lebensmittelkooperativen
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- Ernährungsweisen – Definitionen
- Planetary Health Diet
- Die Österreichische Ernährungspyramide
- Der wahre Wert von Lebensmitteln – Ausstellung CITY.FOOD.BASKET
- Die Vegane Gesellschaft Österreich VGÖ)
- Bäuerliches Versorgungsnetzwerk Steiermark (BVN)
- Mitmach-Supermärkte
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