Leitfaden für Medien – Klima-Berichterstattung

Auf die Medien kommt es an!

Psychologische Empfehlungen zur medialen Berichterstattung über die Klimakrise

Bei Medien liegt eine große Verantwortung. Sie vermitteln Wissen und informieren über wichtige Themen. In der Klima-Berichterstattung stehen Medienschaffende vor einer großen Herausforderung. Wie berichten Medien ressortübergreifend über die Klimakrise, ohne dabei Nachrichtenvermeidung, Abwehr und Hilflosigkeit auszulösen? Um in dieser Frage zu beraten, veröffentlichte ein Team aus Psycholog*innen einen wissenschaftlich fundierten Leitfaden zur Klima-Berichterstattung. Die Empfehlungen richten sich sowohl an Printmedien als auch an TV-Formate, Rundfunk, Podcasts, digitale Berichterstattung, an bundesweite und lokale Medien, soziale Medien, an öffentlich-rechtliche Medien sowie private Medien.

Klimakrise als hochrelevant einstufen und beständig thematisieren

Die Klimakrise soll auf die Agenda der wichtigsten Themen gehoben werden. Stets auf bestehende Zusammenhänge, Ursachen und Folgen hinweisen, um zudem die Sensibilität für das Thema zu erhöhen.

Effekt: Das Klimawissen der Menschen kann sich erhöhen und die Sensibilisierung für das Thema Klimakrise kann steigen.

Gefühle aufgreifen

Gefühle als angemessene Reaktion auf die Berichterstattung würdigen, um die Möglichkeit konstruktiver Verarbeitung und das Erleben von sozialer Verbundenheit zu steigern. Denn Berichte über die Klimakrise lösen nämlich unvermeidlich Gefühle wie Angst, Sorge, Hilflosigkeit, Wut, Trauer aus. Aber auch wenn sie belastend sind, sollten diese Gefühle eben nicht verhindert, vermieden oder ignoriert werden, weil sie unter anderem notwendig für die Sensibilisierung und Bewältigung sind.

Effekt: Menschen können Ideen entwickeln, mit ihren Gefühlen konstruktiv umzugehen. Sie können sich verbunden fühlen und werden ermutigt, über ihr Erleben zur Klimakrise ins Gespräch zu kommen.

Konstruktive Bewältigungsmöglichkeiten aufzeigen

Bei der Thematisierung der Klimakrise zugleich Berichte über erfolgreiche Lösungen und Bewältigung der Klimakrise aufzeigen, um unter anderem Zuversicht, Selbstwirksamkeits- aber auch Kontrollerleben zu fördern.

Hilfreich sind insbesondere:

  • das Aufzeigen regionaler und überregionaler Aktivitäten zum Klimaschutz,
  • anschauliche Berichte über vielversprechende Aktivitäten anderer Menschen,
  • Berichte über Menschen, denen vom Publikum Vertrauen entgegengebracht wird und/oder die dem Publikum ähnlich sind (Orientierung, Vorbildfunktion),
  • das Aufzeigen der vielfältigen positiven Wirkungen von Klimaschutz,
  • Hinweise, wie und wo konkret jede*r Einzelne nach eigener Entscheidung mithelfen kann,
  • Berichte über die Anstrengungen und die Erfordernisse der regionalen und überregionalen Politik und Wirtschaft, weil beides zusammen für die Wahrnehmung der Menschen wichtig ist sowie
  • Hinweise auf gemeinschaftliches Handeln, das für viele wohltuender und im Ergebnis effektiver ist als individuelles Handeln.

Die Verfasser des Leitfadens empfehlen, unterschiedliche Angebote aufzuzeigen, die freiwillig aufgegriffen werden können. So kann Reaktanz (= abwehrende Trotzreaktion) reduziert und das Bedürfnis nach Selbstbestimmung berücksichtigt werden.

Ein Beispiel:

Bei einem außergewöhnlich heftigen Gewitter mit Starkregen in der Region um Exempelstadt ist in der Nacht von Montag auf Dienstag ein Sachschaden von 434.000 € entstanden, vier Menschen wurden leicht verletzt. Von den zehn schadbringendsten Gewittern in Deutschland seit 40 Jahren ereigneten sich sieben seit 2013. Erhöhte Luftfeuchtigkeit und -temperatur durch Klimaveränderungen begünstigen die Entstehung von Gewittern. Vielen Menschen macht das Sorge. Wir haben mit einigen Exempelstädtern und der Bürgermeisterin darüber gesprochen, Seite 3 im Regionalteil. Was können wir selbst tun? Basisinformationen zur Bewältigung der Klimakrise und Anlaufstellen im örtlichen Klimaschutzbund von Exempelstadt im Infokasten, Treffen jeden 1. und 3. Donnerstag im Monat. Spenden für Betroffene/Schutzmaßnahmenprojekte an Konto 1234567. Was kann die Stadtregierung tun? Siehe Interview auf S. 3 mit der Bürgermeisterin Frau Exempla.

Interessant: Die soziale Norm

Mehrere repräsentative Umfragen in Deutschland zeigen, dass ein großer Prozentsatz der Menschen zwar selbst überzeugt ist, dass etwas gegen den Klimawandel getan werden muss, aber glaubt, dass die Mehrheit der anderen dies nicht sind. Durch diese verzerrte Wahrnehmung der sozialen Norm kann aber die Bereitschaft sinken, entsprechend der eigenen individuellen Überzeugung zu handeln. „Fehlende Informationen über die tatsächliche Haltung der anderen können eine Ursache dafür sein. Die mediale Abbildung kann diesen Eindruck korrigieren, zB in Form einer Aufklärung über die tatsächlichen Klimaschutzaktivitäten und -ansichten anderer.

„Offensichtlich führt die Verzerrung der sozialen Norm konkret im Zusammenhang mit der Klimakrise zudem zu „pluralistischer Ignoranz„. Sie bedeutet, dass die Mehrheit glaubt, in der Minderheit zu sein und sich deshalb passiv verhält. Aktuell zeigt sich entsprechend, dass gemessen an der großen Besorgtheit (bei 80%) wenig Austausch in persönlicher Kommunikation über Klimathemen (bei nur 30%) erfolgt. In anderen gesellschaftlich relevanten Fragen steht der persönliche Austausch üblicherweise an hoher Stelle. Man traut sich offenbar wenig, über die Sorgen ins Gespräch zu kommen. Das fördert Isolationsgefühle und behindert aktive und gemeinschaftliche Strategien und die Entwicklung von Selbstwirksamkeit.“

Kurzvorschlag „Klima-Kasten“

Beiträgen, die mit der Klimakrise im Zusammenhang stehen, kann ein entsprechender Info-Kasten angehängt werden, wie zum Beispiel: „Der Inhalt dieses Berichts steht mit der menschengemachten Klimakrise in Zusammenhang. Die Auseinandersetzung damit kann belastende Gefühle wie Sorge, Angst, Wut, Trauer und Verzweiflung auslösen. Angesichts der bedrohlichen Lage sind diese Gefühle angemessen und handlungsleitend, um zur Bewältigung der Situation beizutragen. Sie werden von vielen Mitmenschen geteilt. Klimaschutz hat eine gesundheitserhaltende Wirkung und kann wirksam und wohltuend vor allem gemeinsam mit anderen Menschen stattfinden.“

Medienleitfaden Klima-Berichterstattung

Link zum Leitfaden: www.medienleitfaden-klima.de
Langfassung des Leitfadens (30 Seiten): Medienleitfaden
Psychologists / Psychotherapists for Future e.V.
E-Mail: mail@medienleitfaden-klima.de

© Medienleitfaden

Weitere interessante Beiträge zur Klima-Psychologie aber auch Klima-Kommunikation auf unserem Blog:

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