Nachhaltige Zimmerpflanzen


Zimmerpflanzen haben eine Reihe von positiven Effekten auf uns Menschen, die von einem besseren Raumklima bis hin zur Stressreduktion reichen. Ihre Präsenz in Innenräumen kann das Wohlbefinden und die Lebensqualität erheblich verbessern und uns dabei helfen, eine gesündere und harmonischere Umgebung zu schaffen. Die meisten denken, mit mehr Grün auch etwas Gutes für die Natur zu tun und bedenken weder die Art des Anbaus noch den langen Transport der jungen Pflanzen. Damit wir mit unserem Urban Jungle der Natur nicht mehr schaden als nutzen, haben wir uns über die Anforderungen an nachhaltige Zimmerpflanzen schlau gemacht.

Pflanzen aus Ablegern ziehen

Eine großartige Möglichkeit, deine Pflanzensammlung zu erweitern, ist die Vermehrung aus Ablegern, Stecklingen oder durch Wurzelteilung. Einige Zimmerpflanzen, wie zum Beispiel die Grünlilie oder die Zimmerlinde, bilden Ableger, sogenannte Kindlinge, die du einfach abschneiden und in Wasser oder Erde setzen kannst. Efeutute oder Monstera bilden Luftwurzeln, das sind die braunen, holzigen Wölbungen am Stiel. Kleine Triebe mit mindestens einem Blatt und einer Luftwurzel abschneiden und in ein Wasserglas setzen. Wichtig ist, dass die Blätter nicht im Wasser sind, sondern nur die Luftwurzeln und das Wasser immer frisch gehalten wird. Nach kurzer Zeit entwickeln sie an einem warmen und hellen Ort eigene Wurzeln und können in einen neuen Topf umgesetzt werden. Aber auch ohne sichtbare Luftwurzel lassen sich viele Pflanzen als Stecklinge vermehren. Einige davon kannst du auch sofort in Erde stecken und kannst dir den Zwischenschritt des Wurzelns im Wasser sparen.

Manche Pflanzen kannst du sowohl über Stecklinge als auch Ableger vermehren, zB die derzeit auch sehr beliebte Pilea (Pfannkuchenpflanze).

Das Selbervermehren durch Ableger & Co spart nicht nur Geld, sondern reduziert auch den Bedarf an neuen Pflanzen. Bist du dir unsicher, wie sich aus deinen Pflanzen Ableger ziehen lassen, frag Profis oder das Internet! Setze dir selbst das Ziel, keine neuen Pflanzen mehr zu kaufen. Übrigens sind selbst gezogene Ableger, in Erde und in einen schönen Blumentopf eingesetzt auch ein geniales Zero-Waste-Geschenk. Ein tolles Gefühl zu wissen, dass die Pflanzen liebevoll vermehrt und gepflegt wurden und dann in einem anderen Zuhause weiterwachsen dürfen.

Ableger oder Pflanzen tauschen

Warum nicht mit anderen Pflanzenliebhabern Ableger oder sogar ganze Pflanzen tauschen? Dies ist nicht nur eine großartige Möglichkeit, deine Sammlung zu diversifizieren, sondern auch eine umweltfreundliche Alternative zum Kauf neuer Pflanzen. Frag Familie, Freund*innen oder Kolleg*innen, ob du von ihnen einen Ableger haben kannst. Tauschaktionen können online über soziale Medien oder lokal in Pflanzentauschbörsen organisiert werden. Gerne auch selbst etwas organisieren! Auch in Graz finden immer wieder solche Tauschbörsen statt – da hilft ein regelmäßiger Blick in unseren Terminkalender. Einige Kostnix-Orte in Graz haben auch ein Pflanzentauschregal. Frisches Grün ist dort immer sehr gefragt!

Tipp: Facebook-Gruppe Pflanzen Tauschbörse Graz und Umgebung

Secondhand-Pflanzen

Die nachhaltigste Pflanze ist die, die es bereits gibt. So ziemlich jede Pflanze bekommt man meist auch günstig Second-Hand. Vom Ableger bis hin zu richtig, richtig großen Pflanzen, die es entweder im normalen Handel gar nicht gibt oder die unbezahlbar wären. Willhaben zu durchstöbern lohnt sich daher.

Rette Pflanzen

Nicht nur beim Umzug werden Pflanzen manchmal ausgesetzt und warten neben Mülltonnen auf neue Besitzer. Oder du siehst, wie Pflanzen bei Kolleg*innen schon am Weg des Eingehens sind. Adoptiere sie und päpple sie auf. Umgekehrt kannst du auch jemanden um Hilfe fragen, wenn sich eine Pflanze bei dir nicht wohlfühlt.

Weniger Pflanzen kaufen!

Es ist verlockend, bei jedem Besuch im Gartencenter oder in der Gärtnerei neue Pflanzen mit nach Hause zu nehmen. Und ja, Topfpflanzen sind grundsätzlich „besser“ als Schnittblumen. Doch häufiges Kaufen von neuen Pflanzen kann zu einem erhöhten Verbrauch von Ressourcen wie Wasser und Energie aber auch von Pestiziden führen, insbesondere wenn sie von weit her transportiert werden müssen. Oft führt das auch dazu, dass diese hochgezüchteten Pflanzen ohnehin nach kurzer Zeit in der Wohnung eingehen. Achte auf Herkunft und Aufzucht und frag nach!

Exkurs – Was ist das Problem mit tropischen Zimmerpflanzen?

Nicht nur auf Instagram beobachtet man derzeit einen wahren Pflanzen-Hype. Immer mehr Menschen kaufen Grünpflanzen, die in rauen Mengen von weit her importiert werden müssen, um sich diesen Indoor-Dschungel gestalten zu können. Es ist beinahe unmöglich, die Herkunft dieser Pflanzen nachzuvollziehen. Manche Pflanzen durchlaufen in ihrem Anbau sogar mehrere Länder, damit am Ende doch noch ein europäisches Land im Pflanzenpass steht. Denn auf dem EU-Pflanzenpass muss nur das letzte Land, in dem wesentliche Kulturschritte durchgeführt wurden (zB weiteres Wachstum im Gewächshaus) stehen, nicht aber das Ursprungsland, aus dem das Saatgut kommt, die Keimung erfolgt, etc. Freiwillig erfolgen meist keine Angaben in diese Richtung. So werden Stecklinge aus Afrika oder Lateinamerika in den Niederlanden, Belgien, Dänemark, Italien oder Spanien weiter aufgezogen.
Angebaut werden diese Pflanzen meist in Ländern des globalen Südens, die zwar das optimale Klima haben, aber eigentlich zu wenig Wasser für den Anbau. Zudem sind Umwelt- oder Arbeitsschutz in diesen Ländern nicht ausreichend vorhanden, ein Grund, warum der Anbau dort recht günstig sein kann. Kunstdünger und Pflanzenschutzmittel, die in der EU verboten sind, werden im großen Stil eingesetzt, damit die Pflanzen schnell wachsen. Wollen wir so etwas wirklich in unseren vier Wänden stehen haben? In Europa wachsen diese tropischen Pflanzen dann – aufgrund des steigenden Bedarfs – in immer größeren beheizten und energieintensiven Gewächshäusern weiter.
Angebaut werden die Pflanzen zudem auch in torfhältiger Erde, da Torf für die Züchtung unkompliziert, gelingsicher und günstig ist. Aber auch der Hype um seltene (und teure) Arten, wie es zB bei einigen Monstera-Arten der Fall ist, schadet den Ursprungsländern, da es dort sogar zur Wilderei kommt, die den Ökosystemen schadet.
Die Pflanzen haben oft also mit Aufzucht und Transport quer über den Globus einen gewaltigen CO2-Fußabdruck angesammelt, bis sie dann in unserem Wohnzimmer stehen und uns „ein grünes Gefühl“ verschaffen. Je mehr nachgefragt wird, umso mehr Produktion erfolgt. Das sind alles Gründe, warum wir mit unseren bereits bestehenden Pflanzen arbeiten und sie pflegen und vermehren sollten.

„Richtige“ Pflanzen besorgen

Nicht jede Pflanze ist für jede Wohnung geeignet. Überlege, wie viel Sonnenlicht du anbieten kannst, welche Temperatur und welche Luftfeuchtigkeit bei dir herrscht.

Gibt es Pflanzen in Bioqualität oder mit Gütesiegeln?

Vermeide aus oben genannten Gründen den Kauf bei Billiganbietern. Biopflanzen sind übrigens noch eine absolute Minderheit. Entsprechende Siegel wären das EU-Biosiegel, Bioland, Naturland oder auch das Österreichische Umweltzeichen.

Pflanzenpflege

Je mehr wir uns um vorhandene Pflanzen kümmern, umso besser wird es ihnen gehen und umso länger leben sie. Erkundige dich, welchen Ort deine Zimmerpflanzen benötigen, ob sie viel oder wenig gegossen werden wollen, ob ihnen ein Rückschnitt gut tut und ob und wie viel Dünger sie benötigen. Verwende biozertifizierten Naturdünger, wie zB den Alpakadünger oder Planteen. Auch die Luftfeuchtigkeit oder Zugluft kann eine Rolle spielen, dass sich manche Pflanzen schlechter und manche besser entwickeln.

Im Sommer können manche von ihnen ins Freie, was ihnen – richtiger Ort vorausgesetzt – sehr gut tut. Bist du noch kein Profi, können dir anfangs eventuell auch eigene Apps helfen, die dir anzeigen, wann deine Pflanze was braucht (Ja, so etwas gibt es!). Es gibt auf Social Media auch eine große Pflanzen-Community, die du um Rat fragen kannst. So verlängerst du nicht nur die Lebensdauer deiner Zimmerpflanzen und deine Freude mit ihnen, sondern sparst Ressourcen, Abfall und Geld.

Robuste Pflanzen aus regionaler Züchtung kaufen

Beim Kauf neuer Pflanzen ist es ratsam, sich für robuste Arten zu entscheiden, die gut zu den Bedingungen in deinem Zuhause passen und damit langlebig sind. Heimischere Pflanzen sind oft besser an das lokale Klima und die Lichtverhältnisse angepasst und benötigen daher weniger Pflege und Ressourcen. Darüber hinaus können sie zur Erhaltung der heimischen Artenvielfalt beitragen. So richtig heimische Zimmerpflanzen gibt es allerdings nur wenige (zB Efeu), da unsere Pflanzen nicht an ein konstant warmes Raumklima gewöhnt sind. Die meisten unserer Zimmerpflanzen sind daher tropische Pflanzen.

Blumentöpfe wiederverwenden und aussortieren

Wer hat nicht viel zu viele Blumentöpfe zuhause! Statt immer wieder neue zu kaufen, kannst du vorhandene Töpfe wiederentdecken, wiederverwenden oder auch kreativ umgestalten. Schau daher vor einem etwaigen Kauf deinen Fundus durch. Plastiktöpfe per se sind – so unsere Meinung – dann nicht schlecht, wenn du sie immer wieder verwendest. Hat sich bei deinem Blumen-Equipment auch schon viel Unnützes angesammelt? Da hilft regelmäßiges Aussortieren in Keller, Schränken, Garagen oder Gartenhütten. Nicht mehr benötigte Blumentöpfe, Übertöpfe und anderes Zubehör bring gerne in einen der Grazer Kostnix-Läden. Sieh doch gleich bei nächster Gelegenheit deine Bestände durch und reduziere sie!

Torffreie Blumenerde

Die meisten handelsüblichen Blumenerden enthalten Torf, dessen Abbau jedoch zu erheblichen Umweltschäden führen kann, insbesondere in Mooren, die wichtige Kohlenstoffsenken aber auch wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen sind. Wird Torf abgebaut, werden auch wieder große Mengen CO2 freigesetzt. Stattdessen solltest du nach torffreien Alternativen suchen, die oft aus nachhaltigen Materialien wie Holz- oder Kokosfasern oder Kompost hergestellt werden. Die Anzucht deiner gekauften Zimmerpflanzen wird allerdings sicherlich in Torferde geschehen – ein weiterer Grund, um Pflanzen nur mehr selbst zu vermehren.

Doch kein grüner Daumen?

Geht dir tatsächlich einmal eine Pflanze ein, dann kann sie in den Biomüll oder auf deinen Kompost, außer sie ist mit Pestiziden vollgespritzt (aber wer weißt das schon?). Überschüssige Erde kann wiederverwendet werden (außer sie beinhaltet Schädlinge). Der Blumentopf sollte gewaschen für den nächsten Einsatz aufgehoben oder weiter gegeben werden, falls er doch nicht mehr benötigt wird. Falls du hingegen eine lebende Pflanze nicht mehr willst, gib sie weiter.

Beispiele für einfache und nachhaltige Zimmerpflanzen

Einfach in der Pflege und lassen sich gut vermehren:

  • Grünlilie
  • Efeutute
  • Gummibaum
  • Sansevieria (Bogenhanf)
  • Monstera
  • Einblatt
  • Geldbaum (Pfenningbaum)

Fazit

Nachhaltige Zimmerpflanzen sind nicht nur eine Bereicherung für dein Zuhause, sondern auch ein Beitrag zum Umweltschutz. Wenn du die obigen Punkte beachtest, kannst du nicht nur dein Zuhause verschönern, dir eine grüne Oase schaffen, sondern reduzierst damit auch deinen ökologischen Fußabdruck. Welche Tipps hast du noch für uns und unsere Community? Erzähl uns gerne von deinen Erfahrungen!

Quellen:
  • https://www.nationalgeographic.de/umwelt/2021/02/gruene-suende-wie-nachhaltig-sind-zimmerpflanzen
  • https://www.bewusstkaufen.at/zimmerpflanzen-gut-fuer-uns-aber-nicht-unbedingt-fuer-die-umwelt/
  • https://cradle-mag.de/artikel/nachhaltige-zimmerpflanzen-erkennen-kaufen.html
  • https://www.biorama.eu/zimmerpflanzen/
  • https://www.nachhaltiger-warenkorb.de/monstera-efeutute-co-wie-nachhaltig-sind-zimmerpflanzen/
  • https://www.instagram.com/oekochecker/

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