SOLAWI – Solidarische Landwirtschaft

In Ländern wie Japan, Frankreich oder den USA beziehen bereits Millionen an Menschen ihre Lebensmittel über Formen der Solidarischen Landwirtschaft. In Österreich ist dieses Konzept doch noch immer weniger bekannt und wird mitunter auch „Gemeinschaftsgetragene Landwirtschaft“ (GELAWI) genannt. Zu den Pionieren Österreichs gehört „Die KLEINe Farm“ in der Südsteiermark. Mittlerweile gibt es aber in der Steiermark schon mehrere SOLAWIs, an denen man sich als Ernteteiler*in beteiligen kann.

Was bedeutet Solidarische Landwirtschaft?

Das Ziel einer SOLAWI ist es, landwirtschaftliche Arbeit fair, nachhaltig und regenerativ gestalten zu können. Dazu gehen Produzent*innen und Konsument*innen eine Partnerschaft ein, die zahlreiche Vorteile für beide Seiten bringt.


Die Produzent*innen sorgen für regionale, frische und gesunde Lebensmittel wie Gemüse und Obst. Verbraucher*innen gewährleisten mit ihrem Ernteanteil, dass das für den Anbau notwendige Geld bereits am Anfang der Saison vorhanden ist und Landwirtinnen und Landwirte besser kalkulieren können. Die Versorgung mit Gemüse und Co wird dadurch unabhängig von Marktdruck und Supermärkten. Was am Hof wächst wird unter allen Ernteteiler*innen aufgeteilt. In reichen Erntejahren gibt es mehr für alle und bei Ernteausfällen trägt auch das die Partnerschaft gemeinsam. So sind Ernteteiler*innen keine Käufer*innen im herkömmlichen Sinn, denn die Produktion von Gemüse und anderen Lebensmitteln wird gemeinsam finanziert und die Verantwortung aufgeteilt.

Vorteile einer SOLAWI

Finanzielle Mittel

In der traditionellen Marktproduktion besteht ein Gegensatz an Interessen. Während Produzent*innen einen möglichst hohen Preis erzielen wollen, möchten Konsument*innen möglichst wenig bezahlen. Hier gibt es immer Verlierer: Ist der Preis zu niedrig, können die Erzeuger*innen nicht von ihrer Arbeit leben, ist der Preis zu hoch, bleiben die, die es sich nicht leisten können, vom Genuss der Lebensmittel ausgeschlossen. In der solidarischen Landwirtschaft stehen daher die Bedürfnisse aller Beteiligten im Mittelpunkt. Die Landwirte legen dar, wieviel finanzielle Mittel sie für die Produktion des Gemüses und ihren Lebensunterhalt benötigen. Somit stellen in einer SOLAWI die Preise die tatsächlichen Kosten dar und orientieren sich nicht an spekulativen Weltmarktpreisen. Die Konsument*innen erklären ihrerseits, wieviel sie dazu beitragen können und schätzen ihren Beitrag entsprechend ein. In der Landwirtschaft kann auch mit angepackt werden, entweder statt einem finanziellen Beitrag oder einfach aus Interesse, Freude oder Hilfsbereitschaft.

Imagevideo der steirischen SoLaKo, einer Kooperative von 4 Höfen und einem Imker 

Weitere Vorteile

  • Ernteteiler*innen und Landwirt*innen sind direkt miteinander verbunden. Unabhängig vom Marktgeschehen kann naturbezogen, kleinteilig und regenerativ angebaut werden.
  • Die Ernteteiler*innen lernen die Menschen kennen, die ihr Gemüse anbauen und den Boden auf dem es wächst. Sie bekommen ein Bewusstsein dafür, wieviel Arbeit in der Planung, dem Anbau und der Aufzucht steckt. Die Landwirt*innen ihrerseits erfahren mehr direkte Wertschätzung für ihre Arbeit.
  • Ernteteiler*innen haben die Sicherheit, dass ihr Gemüse in hoher Qualität regional und saisonal angebaut wird.
  • Weniger Verschwendung von Lebensmitteln, da die Produkte direkt an die Ernteteiler*innen verteilt werden, ohne Verluste im Zwischenhandel
  • Vielfältige Sorten und Gemüse und Obst in ihrer „wilden“ Form ohne Normen
  • Produzent*innen können sicher planen, weil bereits am Anfang des Jahres die finanziellen Mittel feststehen. Ausfallsrisiken tragen alle Beteiligten gemeinsam.
  • Produzent*innen erhalten faire Löhne, Urlaube und Arbeitszeiten können flexibler gestaltet werden.
  • Regenerative Bodenbearbeitung, Bäume, Hecken und Grünstreifen mit viel Rückzugsmöglichkeiten und Futter für Insekten, Vögel sowie alte samenfeste Gemüsesorten leisten einen großen Beitrag zur Biodiversität.
  • Langfristige Kooperationen und echte Gespräche ersetzen in einer SOLAWI herkömmliche Werbeversprechen

Arbeitsweise

In der SOLAWI-Landwirtschaft wird der Boden nur durch leichte Maschinen und ausgewählte Bearbeitungsschritte bei passenden Bedingungen bearbeitet. Viele setzen zum Schutz der Struktur und des Mikrobioms des Bodens gar keine traktorgezogenen Maschinen ein. Mit anderen Maßnahmen gemeinsam erhöht sich die Wasserhaltekapazität und der Humusaufbau wird ermöglicht. CO₂ wird gebunden und Erosion wird verhindert. Mithilfe von Nützlingen, die in den naturbelassenen Bereichen leben, können aufkommende Schädlinge dezimiert werden.

Die biologische Landwirtschaft und der Einsatz für mehr Biodiversität bedeuten Mehrkosten und zusätzlichen Zeitaufwand für die Landwirt*innen. In der SOLAWI entscheiden sich alle Beteiligten bewusst für diese Wirtschaftsweise.  

Da Ernteteiler*innen in der Nähe der Abholstationen wohnen und die Produkte frisch verteilt werden, können auch Kosten für Transport- und Kühlenergie eingespart werden. Daher haben Energiepreisschwankungen weniger große Auswirkungen. Das bringt  auch in Krisenzeiten mehr Ernährungssicherheit.

Mithilfe erwünscht

Die Landwirt*innen produzieren eine Vielfalt an Lebensmittel und auch Mitglieder können am Feld mithelfen. Andere Bereiche, sich einzubringen sind der Abholstand, die Organisation von Veranstaltungen oder die Betreuung von Website und Social Media. Dabei können sich alle freiwillig beteiligen, bei dem was sie möchten oder können. So übernehmen Produzent*innen sowie Ernteteiler*innen Verantwortung.  

Abholstellen, verpackungsfrei

Gemüse und andere Lebensmittel werden von den Ernteteiler:innen bei der nächsten Abholstelle entgegengenommen. Die Anteile stehen entweder schon für die Ernteteiler*innen bereit oder sie werden zur freien Entnahme angeboten. Eine Liste zeigt dabei die Richtwerte, wie viel jeder sich nehmen kann. Die Lebensmittel müssen so auch nicht extra verpackt werden.

SOLAWIS in der Steiermark

Hast du Lust bekommen, einer SOLAWI beizutreten? Diese SOLAWIs haben wir bereits portraitiert:

Hier findest du weitere SOLAWIS in deiner Nähe: https://solawi.life/solawi-finden/

  • Biohof Zehrfuchs, 8241 Dechantskirchen
  • Gelawi Murtal, 8761 Mauterndorf
  • Höchweber Solawi, 8044 Graz
  • Chaoshof, Bezirk Deutschlandsberg – im Aufbau
  • Solawi am Seebacherhof, 8983 Bad Mitterndorf

Interessante weitere Beiträge zu regionalen Kooperativen und nachhaltigen Lebensmitteln:

Quellen:

  • https://solawilife.convivial.garden/wp-content/uploads/2022/05/Flugblatt-von-Solawi-leben.pdf
  • https://www.facebook.com/Ernteschwung

Beitragsfoto: © Jaklhof

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Ein Kommentar:

  1. In Deutschland gibt es das auch, ich bin Mitglied in der Solaw des Kattendorfer Hofes (www.kattendorfer-hof.de), die beackern sogar 450 Hektar Land, betreiben Garten- und Ackerbau, haben 65 Milchkühe plus Rinder / Kälber, eigene Käserei, Schweinezucht und haben 7 eigene Hofläden in 2 Städten und am Hauptstandort des Hofes.

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