Der ökologische Fußabdruck der unterschiedlichen Warenkörbe
Das Projekt CITY.FOOD.BASKET zielt darauf ab, Maßnahmen zur Steigerung eines umweltbewussten regionalen Lebensmittelkonsums zu fördern. Für verschiedene Konsumgewohnheiten sind die Vorteile regionaler Wertschöpfungsketten sowie Empfehlungen für deren Etablierung ausgearbeitet worden.
Die Projektpartner STRATECO OG (Projektleitung), FH JOANNEUM und das Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der ÖAW sowie die drei Kommunikationspartner ZERO WASTE AUSTRIA (Leitung), DAS GRAMM und NACHHALTIG IN GRAZ haben bis Februar 2023 gemeinsam an diesem 2-Jahres-Projekt gearbeitet.
Die Ergebnisse sollen nicht nur Konsument*innen dabei helfen, sich für das „richtige“ Produkt zu entscheiden, sondern auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette dazu führen, Produktion und Konsum von umweltbewussten und regionalen Lebensmitteln zu fördern.
CITY.FOOD.BASKET: Projektbeschreibung im Detail
- FH JOANNEUM: Das Team der FH Joanneum hat Bedürfnisse und Verhaltensweisen von Konsument*innen identifiziert und aus deren typischen wöchentlichen Essensmustern fünf verschiedene wöchentliche Warenkörbe definiert, die mit diätologischen Empfehlungen abgeglichen wurden. Mit verschiedenen Haushalten wurden die erarbeiteten Empfehlungen in der Praxis getestet und Erfahrungen in der Umsetzung gesammelt. Es wurden Warenkorbgeschichten erstellt, die einen Einblick in die Erfahrungen der Haushalte geben.
- STRATECO: Projektleiter STRATECO hat repräsentative Wertschöpfungsketten für die einzelnen Warenkorbprodukte erstellt und diese ökologisch bewertet. Die Bewertung erfolgte im Rahmen des Life Cycle Assessments (LCA) mittels des Sustainable Process Index (SPI) entlang der gesamten Wertschöpfungskette bis zur Verkaufsstätte. Der SPI wurde in den 1990er Jahren an der TU Graz von einer Wissenschaftlergruppe um Professor Michael Narodoslawsky entwickelt.
- ITA: Das Institut für Technikfolgenabschätzung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften übernahm die Aufgabe, Empfehlungen für alle Stakeholdergruppen zu formulieren. So wurden mit Hilfe von Szenarien-Workshops mit Konsument*innen aber auch Expert*innen 3 Zukunftsszenarien und für diese wiederum 9 Handlungsoptionen zur Förderung einer regionalen Lebensmittelversorgung erarbeitet.
- Die drei Kommunikationspartner*innen ZERO WASTE AUSTRIA (Hauptleitung), das GRAMM und NACHHALTIG IN GRAZ hatten die Aufgabe, die Ergebnisse und das Tun des Projektteams zu kommunizieren und in die Öffentlichkeit zu tragen sowie zwei Veranstaltungen zu organisieren.
CITY.FOOD.BASKET: Warenkörbe bzw Personas – FH JOANNEUM
Folgende Warenkörbe wurden nach verschiedenen Konsumgewohnheiten definiert und daraufhin hinsichtlich ihres ökologischen Fußabdrucks untersucht.
- Warenkorb „IST“: entspricht dem österreichischen Durchschnitt
- Warenkorb „SOLL“: entspricht der Empfehlung der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung (ÖGE) siehe auch Österreichische Ernährungspyramide
- Warenkorb „HEALTH“: nach der Planetary Health Diet
- Warenkorb „VEGETARISCH“: entspricht der Vegetarischen Ernährungspyramide
- Warenkorb „VEGAN“: ein rein veganer Warenkorb ohne jegliche tierische Produkte, Empfehlung nach Gießen
Auch wurden mit verschiedenen Haushalten die erarbeiteten Empfehlungen in der Praxis getestet und Erfahrungen in der Umsetzung gesammelt. Außerdem hat die FH Joanneum Warenkorbgeschichten erstellt, die einen Einblick in die Erfahrungen der Haushalte geben.
CITY.FOOD.BASKET: Ökologische Bewertung – STRATECO
Für die Produkte aus diesen Warenkörben wurden repräsentative Wertschöpfungsketten erstellt und diese hinsichtlich ihres ökologischen Fußabdrucks untersucht. Die Bewertung erfolgte im Rahmen des Life Cycle Assessments (LCA) mittels des in den 90er-Jahren an der TU Graz entwickelten Sustainable Process Index (SPI – hier mehr dazu). Die Maßeinheit für den ökologischen Fußabdruck sind m², es werden alle Stoff- und Energieflüsse, die für das Lebensmittel im gesamten Produktlebenszyklus nötig sind, in Flächen umgerechnet. Je niedriger die Fläche und somit der Fußabdruck, umso besser und umso weniger belastet unsere Ernährung das Klima. Der SPI beinhaltet für jedes Produkt verschiedene Teilfußabdrücke in den Kategorien:
- direkter Flächenverbrauch
- Verbrauch nicht-erneuerbarer Rohstoffe
- Verbrauch erneuerbarer Rohstoffe
- Verbrauch fossiler Rohstoffe
- Emissionen in Luft
- Emissionen in Wasser
- Emissionen in Boden
Die Bewertung im Projekt CITY.FOOD.BASKET erfolgte für die gesamte Wertschöpfungskette der einzelnen Lebensmittel, dabei wurden auch Faktoren wie zB Transport und Verpackung mitberücksichtigt.
Der Grad der Industrialisierung und Internationalisierung hat ebenfalls einen großen Einfluss auf den ökologischen Fußabdruck. Dieser Unterschied wurde im Projekt „kleinbäuerliche“ (regionale bis nationale Produzent:innen und Verarbeiter:innen mit im Vergleich kleinen Volumina und meist kurzen Logistikketten) und „großbäuerliche“ Strukturen (regionale bis internationale Produzent:innen und Verarbeiter:innen mit im Vergleich großen Volumina und meist langen Logistikketten) genannt.
- Kleinbäuerliche Strukturen (in den Grafiken „1 ha“): meist regionale bis nationale Produzent:innen und Verarbeiter:innen mit einer Feldgröße von bis zu 5 ha, bzw mit im Vergleich kleinen Verarbeitungsmengen und meist kurzen Logistikketten
- Großbäuerliche Strukturen (in den Grafiken „10 ha“): regionale bis nationale Produzent*innen und Verarbeiter:innen mit einer Feldgröße von über 5 ha, bzw mit im Vergleich normalen bis großen Verarbeitungsmengen und meist längeren Logistikketten
Bei der Bewertung der Warenkorbprodukte wurde auch zwischen konventioneller Landwirtschaft und Bio-Landwirtschaft unterschieden.
- Konventionelle Landwirtschaft: Hauptgrößen sind hier der Einsatz von Maschinen, Pflanzenschutzmitteln und Dünger
- Bio-Landwirtschaft: Hauptkomponente Maschineneinsatz. Biolandbau spart nicht nur Emissionen ein, er verringert auch die Freisetzung klimarelevanter Gase durch aktiven Humusaufbau. Im Vergleich geht der biologische Anbau aber aufgrund des erhöhten Pflegebedarfs mit einem meist erhöhten Traktoreinsatz einher. Daher schneiden biologische Produkte bzgl ihres ökologischen Fußabdrucks nicht immer besser ab.
CITY.FOOD.BASKET: Empfehlungen Förderung regionaler Ernährungsweisen – ITA ÖAW
Das Lebensmittelsystem ist eine hochkomplexe Gemengelage aus Akteuren, Interessen, Produkten, Prozessen und Zielkonflikten. Zahlreiche Hürden erschweren die Durchsetzung von klimabewussteren und gesünderen Produktions- und Ernährungsweisen.
Von ITA wurden im Rahmen des Projektes über eine mehrstufige Umfrage drei Zukunftsszenarien entwickelt. Für die Akteure dieser Szenarien (Politik, Produktion, Handel und regionale Gemeinschaften) wurden daraufhin neun Handlungsoptionen zur Förderung einer regionalen Lebensmittelversorgung formuliert:
- Regionale/bio/gesunde Ernährung als Ausschreibungskriterium in Gemeinschaftseinrichtungen, bei gleichzeitiger Anpassung der Einkaufsbudgets.
- Lebensmittelverschwendung entlang der Wertschöpfungskette reduzieren. Regulierung und Anreize Investitionen in klimabewusstere Produktion.
- Leistbarkeit von regionalen Lebensmitteln durch
Förderungen verbessern, z.B. Infrastrukturkosten
von Food-Coops, regionale Gutscheine oder Bonuszahlungen für Einkauf klimabewusster Produkte. - Niedrigschwellige Angebote für regionale Produkte fördern, z.B. Onlineshops, Abholstationen,
Automaten und Liefermöglichkeiten mit emissionsarmer Logistik unterstützen. - Bewusstseinsbildung und Förderung von saisonaler Ernährung verstärken. Produktion von Wintergemüsen anregen, Praktiken der Lagerung und Verarbeitung regionaler Produkte wiederbeleben.
- Regionale Marken, Labels und Gütesiegel fördern,
transparente Koordinierung und Etablierung durch
regionale Akteure. - Kleinere regionale Ballungszentren und deren regionale Versorgung fördern, um Zersiedelung und Bodenversiegelung entgegenzuwirken.
- Verschiebung von Subventionen auf klimabewusste Praktiken, um klimaschädigende Subventionen zu vermeiden und derzeitige Wettbewerbsverzerrung zu beheben.
- Pilotprojekte (Forschung und Wirtschaft) initiieren
CITY.FOOD.BASKET: Fazit
Durch die Forschungsarbeit wurden die wahrscheinlich schon bekannten „Weisheiten“ bestätigt. Aus Sicht des ökologischen Fußabdrucks sind biologische, saisonale und möglichst verpackungsfreie Produkte, sowie vegetarische und vegane Ernährungsweisen durchschnittlich (es gibt Ausnahmen!) zu bevorzugen.
Am besten für die Umwelt ist daher nach diesen Ergebnissen, auf möglichst wenig weiterverarbeitete, biologische Nahrungsmittel mit regionaler bis nationaler Herkunft zu setzen! Denn beide Maßnahmen (geografisch nahe Produktion entlang der gesamten Wertschöpfung und kurze Logistikkette) tragen maßgeblich dazu bei, dass weniger und kürzere Transportwege anfallen.
Die Ergebnisse des Projekts CITY.FOOD.BASKET zeigen, dass Maßnahmen zur Steigerung eines regionalen Lebensmittelkonsums ökologisch zielführend sind. Ökonomisch sind die Ernährungstypen unterschiedlich zu bewerten. Eine Erhöhung des pflanzlichen Anteils in der Ernährung kann für Konsument:innen zu niedrigeren Kosten und zu einer gesünderen Ernährung führen. Eine Umstellung des Einkaufsverhalten hin zu regionalen Bezugsquellen ist allerdings zeitlich aufwendig. Es werden mögliche Handlungsoptionen für verschiedene Stakeholder:innen aufgezeigt, um den Zugang zu einer regionalen und nachhaltigen Lebensmittelversorgung zu erleichtern.
Gesamtfußabdruck der wöchentlichen Warenkörbe
Bei der Standardvariante des durchschnittlichen IST-Warenkorbs handelt es sich um das wöchentliche österreichische Konsumverhalten aus konventioneller Wertschöpfung (nicht biologisch, international). Der IST-Warenkorb kommt pro Woche und pro Person auf einen Fußabdruck von insgesamt (alle Produktgruppen von Früchten bis zu Getränken) 3.520 m².
In der nächsten Grafik sieht man die Umweltauswirkungen der gleichen Produkte, die aber aus regionaler und biologischer Produktion stammen. Hier wurde zB beim IST-Warenkorb ein Fußabdruck von 2.310 m² berechnet. Man sieht, das ist schon um 45% geringer. Am besten schneidet beim Fokus auf Regionalität der vegane Warenkorb ab.
Dieses Projekt wurde aus Mitteln des Klima- und Energiefonds gefördert und im Rahmen des Programms „Energy Transition 2050“ durchgeführt.
Im Folgenden ein Überblick über alle Beiträge zum CITY.FOOD.BASKET-Projekt:
- Warenkörbe im Vergleich – Ergebnisse
- Ergebnisflyer – auch zum Download
- Warenkorbmythen
- Ausgewählte interessante Produktanalysen
- Der wahre Wert von Lebensmitteln – Ausstellung CITY.FOOD.BASKET
- Projektstart CITY.FOOD.BASKET
Weitere interessante Beiträge, die während der Projektlaufzeit auf unserem Blog erschienen:
- Warum eigentlich regional?
- Warum eigentlich bio?
- Warum eigentlich saisonal?
- Pflanzenbasierte Ernährung
- Meatless App
- Schmankerl – nachhaltiges Rezeptbuch
- Veganuary – der vegane Januar
- Transport- und Einkaufswege in Österreich
- Nahrungsmittel aus der Region (mit Listen zu Abhofverkäufen in Graz, zu Kisterl-Angeboten, Bauernmärkten, Automaten, uvm)
- Direktvermarktung in der Landwirtschaft
- Ursprungsbezeichnung „g.U.“ und „g.g.A“
- Wissenswertes über Hühnereier
- Bauernmärkte in Graz – ein Überblick
- Das isst Österreich – Initiative des Bundes zur regionalen Ernährung
- Marktgärtnerei – Market Gardening
- Food-Coops – Lebensmittelkooperativen
- Slow Food
- Ernährungsweisen – Definitionen
- Planetary Health Diet
- Die Österreichische Ernährungspyramide
- Die Vegane Gesellschaft Österreich VGÖ)
- Bäuerliches Versorgungsnetzwerk Steiermark (BVN)
- Mitmach-Supermärkte
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